"Mehr für weniger": Mit diesem Slogan hat die polnische Billig-Kette Pepco seit 2004 eine Expansion hingelegt, die ihresgleichen sucht. Der Alltagswarenhändler (von Kleidung über Kosmetik bis zu Schulsachen) ist auf mehr als 2300 Filialen und 20.000 Mitarbeiter und monatlich 19 Millionen Kunden angewachsen und jetzt bereit, in den deutschsprachigen Markt einzutreten: mit Österreich.

Im September will das zur Steinhoff-Gruppe gehörende Unternehmen seine erste Österreich-Filiale in Wien aufsperren und ihr dann landesweit in einem ersten Schritt 20 Shops folgen lassen, wofür 200 Mitarbeiter benötigt werden. Die Personalakquise läuft bereits. Auf karriere.at sind aktuell 15 Jobs ausgeschrieben, vom Regionalmanager bis zum Marketingassistent. Auch Immobilien werden quer durch Österreich gesucht: 450 bis 650 Quadratmeter in Städten mit mindestens 25.000 Einwohnern, an oder bei Hauptstraßen, ebenerdig, ohne Treppenhaus. Dem Vernehmen nach sollen auch Mietflächen des ebenfalls polnischen Schuh-Diskonters CCC übernommen werden, der sich offenbar mit dem österreichischen Markt, in den er 2013 eingetreten ist, nicht so leichttut. (Anmerkung: Mittlerweile, Stand 22.06., hat CCC seinen kompletten Rückzug aus Österreich angekündigt.)

Plötzlich diese Übersicht: Pepco legt Wert auf übersichtliche Raum-Konzepte und Produktdisplays, damit die Kunden alle Produkte schnell finden.
Plötzlich diese Übersicht: Pepco legt Wert auf übersichtliche Raum-Konzepte und Produktdisplays, damit die Kunden alle Produkte schnell finden. © Pepco

Das Ziel von Pepco ist kein geringeres, als die „beste, billigste und berühmteste Produktmarke für Heim und Familie in Europa zu werden“. Das Sortiment umfasst Kleidung für Erwachsene und Kinder, Schuhe, Accessoires, Kosmetik, Spielwaren, Schulartikel, Putzmittel und Haushaltsartikel zu niedrigen Preisen. Das Unternehmen bietet auch saisonale und Lizenzprodukte an, sagt Gergely Potyi, Betriebsmanager von Pepco Austria.

Gergely Potyi, Betriebsmanager von Pepco Austria
Gergely Potyi, Betriebsmanager von Pepco Austria © Pepco/KK

Die Konzepte der deutschen Kette Tedi und auch des niederländischen Diskonters Action sind ähnlich: Auch sie basieren auf Überraschung und Niedrigpreisen, einem ständig wechselnden Sortiment erschwinglicher Alltagsprodukte und kundenfreundlichen, übersichtlichen Shopkonzepten. Und auch diese beiden Unternehmen expandieren in Österreich. Tedi hat hierzulande bereits 168 Shops. Und Action, der sich selbst als Europas beliebtesten Non-Food-Discounter bezeichnet, eröffnet am 17. Juni in der Wiener Lugner-City die 74. Filiale in Österreich. Europaweit zählt der Discounter mehr als neun Millionen Kunden pro Woche. Nächstes Jahr ist die Expansion nach Spanien angepeilt. In Österreich sind 1500 Mitarbeiter beschäftigt. „Mittlerweile gehören wir für viele Österreicher zum Leben dazu. Durch eine Action-Filiale wird der Standort aufgewertet und die umgebenden Geschäfte belebt. Wir wollen noch weitere Filialen eröffnen“, sagt Boyko Tchakarov, Geschäftsführer von Action Österreich. Ein Drittel des Sortiments von 6000 Artikeln ist bei Action dauerhaft im Angebot. Die übrigen zwei Drittel wechseln ständig.

Bei Action wechseln zwei Drittel des Sortiments ständig.
Bei Action wechseln zwei Drittel des Sortiments ständig. © Action/KK

Boomt nach Corona nun plötzlich das Offline-Shopping? Haben Österreicher nach den Lockdowns ein größeres Bedürfnis nach der Ausstattung ihrer Wohnung? Die Aktionsdiskonter seien die Gegenbewegung zum Online-Kauf, sagte Romina Jenei, Geschäftsführerin vom Handels- und Immobilienberater Regioplan. Während man beim Onlineshopping meist gezielt suche, gehe es bei den Non-Food-Diskontern um Impulskäufe. Obwohl die Kaufkraft während Corona zurückgegangen und die Sparquote gestiegen ist. Man hatte aber eben einfach weniger Gelegenheit, Geld auszugeben. Jetzt will man etwas Neues, will positive Emotionen. Man kauft nach Lebensmitteln und Klopapier im Lockdown nicht, was man braucht, sondern, was man will. Und sei es eine Gartenschere.

Regioplan Consulting Geschäftsführerin Romina Jenei: "Gegenbewegung zum Kauf im Internet"
Regioplan Consulting Geschäftsführerin Romina Jenei: "Gegenbewegung zum Kauf im Internet" © KK

Man entscheide sich spontan. Für das Geschirrhangerl, die Girlande, die Trainingshose. Der niedrige Preis tut das Seine dazu. "Die Ketten bieten häufig überhaupt ungooglebare Produkte an", sagt Jenei. Und:  "Inspiration kann man nicht googeln." Wegen ihres niedrigeren Quadratmeterumsatzes haben sie bisher günstigere Lagen gewählt. Weil durch Corona die Geschäftsmieten aber günstiger werden dürften, können sie sich nun auch auf höherwertigeren Standorten niederlassen.

Auf die Nachfrage reagieren mittlerweile auch Textildiskonter wie KiK, Takko und NKD. Auch sie bieten neben Bekleidung, die immer öfter im Internet gekauft wird, zunehmen andere Aktionswaren wie Badvorleger, Wasserkrüge oder Lampions an. Motto: Ist die Zielgruppe erst im Geschäft, greift sie auch zu anderen Dingen.

Impulskäufe nützen auch die sogenannten Off-Price Stores, die Markenartikel mit starken Rabatten anbieten, für sich. Der amerikanische Filialist Tk Maxx ("Der Nervenkitzel beim Shoppen") ist so eine Kette, die es geschafft hat, dass die Kunden nach dem Lockdown vor ihren 14 Geschäften von Dornbirn bis Oberwart Schlange gestanden sind.