Weltmarktführer für sichere Sprachkommunikation in und um Flughäfen, bei Bahngesellschaften oder Blaulichtorganisationen ist Frequentis schon seit vielen Jahren. Jetzt will das an der Börse notierte Unternehmen, das mehrheitlich weiter in der Hand des Gründerpaares Bardach ist, allerdings auf ein neues Wachstumslevel kommen. Eine zentrale Rolle spielen dabei nicht nur Innovationen aus dem eigenen Haus - wie etwa Flughäfen-"Tower", die Flugüberwachung über hunderte Kilometer entfernte Steuerzentralen ermöglichen - sondern auch spannende Zukäufe, die neue Märkte eröffnen.

Das Ziel, das Frequentis-Chef Norbert Haslacher für die nächsten drei bis fünf Jahre anpeilt, ist ehrgeizig: "Wenn der Markt weltweit um drei bis vier Prozent im Jahr wächst, wollen wir etwa acht Prozent wachsen." 13 Milliarden Euro werden derzeit global in Sicherheitsinfrastruktur investiert. Bei 2,5 Milliarden davon kann das Wiener Unternehmen mit seinen Lösungen mitbieten. "Da ist noch viel Phantasie drin," so Haslacher. Einige Zukäufe wurden 2020 schon unter Dach und Fach gebracht.

Durch Commerzialbank-Pleite: 31 Millionen Euro Verlust

Der Kauf, der besonders großes Potenzial hat, ist unterschrieben und muss in den nächsten Monaten nur noch final abgesegnet werden: Vom großen US-Konzern L3Harris übernimmt Frequentis nicht nur Teile im Bereich Air Traffic Management und 200 Mitarbeiter, sondern wird auch weiter bei L3Harris-Projekten mit an Bord sein. Ein Teil, der künftig den Wienern gehört, ist etwa eine deutsche L3Harris-Tochter, die auf Cloudsysteme für die Flugsicherung spezialisiert ist.

Mit 85 Millionen Euro Nettoguthaben ist die Kasse des Unternehmens mit weltweit rund 1900 Mitarbeitern für weitere strategische Zukäufe prall gefüllt. Dass Frequentis seit vielen Jahren über dicke Finanzpolster verfügt, war Haslacher zufolge einer der Gründe, warum man rund 31 Millionen bei der Bankrott gegangenen Commerzialbank Mattersburg verloren hat. Nach der Pleite von Lehman Brothers, die viele große Banken schwer in Turbulenzen gebracht hatte, habe man das Risiko bei einer kleinen Regionalbank ohne internationale Verflechtungen als viel geringer eingestuft.

"Die kann man nicht wegrationalisieren"

Die langjährige Finanzchefin Sylvia Bardach, die das Unternehmen mit ihrem Mann aufgebaut hat, hat erst vor wenigen Tagen ihren Rückzug aus der Funktion bekannt gegeben. Das sei aber schon seit mehr als einem Jahr geplant gewesen, betont Haslacher. Einen Zusammenhang mit der Commerzialbank gebe es nicht. Sylvia Bardach trage als Miteigentümerin von 68 Prozent der Anteile die Hauptlast des Schadens. "Sie ärgert sich selbst am meisten," so Haslacher.  

So sorgte nicht Corona, sondern das komplette Abschreiben dieses Schadens für einen Bilanzverlust von 3,4 Millionen Euro. Trotzdem wird eine unveränderte Dividende von 15 Cent je Aktie gezahlt, weil es dem Unternehmen grundsätzlich sehr gut geht. Die Pandemie sorgte nur für einen minimalen Umsatzrückgang um fünf Millionen Euro auf 299 Millionen Euro, das Ebit war mit 26,8 (17,2) Millionen Euro sogar deutlich höher als 2019, weil man vor allem durch die fehlenden Reisemöglichkeiten etwa sieben Millionen Euro sparen konnte. Der Auftragsstand liegt bei fast 428 Millionen Euro. Das ist der Vorteil von Sicherheits-Infrastruktur. Haslacher: "Die kann man nicht wegrationalisieren."