Immer öfter verrechnen auch österreichische Banken ihren Firmenkunden ein so genanntes "Verwahr-Entgelt" für größere Guthaben und geben so jene Strafzinsen weiter, die ihnen die EZB (Europäische Zentralbank) aufbrummt.

So wurde ein Wiener Unternehmer von seiner Bank darüber informiert (unter dem Betreff "Information Zinssatz"), dass "ab einem Guthabenstand von 100.000 Euro ab sofort für den überschreitenden Betrag systembedingt und automatisch ein Zinssatz von minus 0,5 Prozent" im Jahr verrechnet werde. Der Unternehmer ist laut eigenen Angaben seit drei Jahren Geschäftskunde der Bank.

Die Europäische Zentralbank verrechnet Geschäftsbanken seit September 2019 diese 0,5 Prozent, wenn sie überschüssige Liquidität bei der Notenbank parken.

Die Oberbank argumentiert, ihre Kosten seien "beträchtlich". Man müsse den Aufwand daher zumindest teilweise an die Firmenkunden weitergeben, was man allerdings ausschließlich "bei größeren Einlagen" ab 100.000 Euro mache.

"Individuelle Pakete"

Bei der BAWAG sind ebenfalls Negativzinsen bei großen Firmenkunden (nicht: Klein- und Mittelunternehmen) möglich. Man schnüre hier individuelle Pakete, je nachdem, ob der Kunde auch höhere Kredite oder Wertpapierdepots bei der Bank halte.

"Nur bei sehr hohen Einlagen"

Individuell vereinbarte Negativzinsen für Großkunden gebe es auch bei der Raiffeisen Bank International, ähnliches gelte für Erste Group und Erste Bank Österreich, wo Großkunden und Institutionelle mit "sehr hohen Einlagen" individuell zur Kassa gebeten werden. Einem Zeitungsbericht  im "Standard" zufolge trifft dies angeblich nur Firmen mit Guthaben in signifikanter Millionenhöhe. Ebenso halte es die Raiffeisen Landesbank NÖ Wien, wo man Firmenkunden im (nach außen nicht näher bezifferten) hochvolumigen Bereich ein "Verwahrentgelt", verrechne, das an der gesamten Kundenbeziehung bemessen werde.

Die Bank Austria verrechnet laut "Standard" Firmen-, institutionellen und Public-Sector-Kunden eine individuelle "Verwahrgebühr" für Guthaben über drei Millionen Euro.