Die Post und Hofer werden Partner. Können Sie uns schon Details über diese Kooperation verraten?
PETER UMUNDUM: Selbstbedienung rund um die Uhr, sieben Tage die Woche – unsere Kundenlösungen auszubauen, ist ein strategischer Fokus von uns. Das Hofer-Projekt ist darin eingebettet. Momentan stehen wir bei über 320 Abholstationen größtenteils bei eigenen Standorten, aber auch bei Partnern, weiters bei 28.000 Empfangsboxen und bei 400 Versandboxen für Aufgaben und Retouren. Unser Ziel ist eine Verdoppelung dieser Zahlen. Da die Eigenfilialen weitestgehend ausgestattet sind, lautete die Frage, wer ein Partner sein könnte – daraus hat sich die Kooperation mit Hofer ergeben. Wie es im Detail weitergeht, darüber informieren wir mit Hofer gemeinsam.

Amazon startet im Herbst eine Eigenzustellung im Raum Wien. Ist die Kooperation mit Hofer ein Teil der Antwort auf Amazon?
Das hat damit gar nichts zu tun. Amazon ist einer unserer größten Kunden und wir gehen davon aus, dass die Mengen, die Amazon durch uns zustellen wird, weiter wachsen werden. Das sagen sowohl unsere Prognosen als auch die Zahlen, die wir von Amazon bekommen. Der Händler ist ja auch Nutznießer all unserer Innovationen und Rund-um-die-Uhr-Angebote.

Das heißt, seitens der Post muss man auf die Zustellpläne von Amazon gar nicht groß reagieren?
Momentan haben wir das Luxusproblem eines gewaltigen Wachstums. Im nun beginnenden vierten Quartal müssen wir dafür Sorge tragen, mit guter Qualität das Service hochzuhalten. Trotz der Zustellkonkurrenz durch Amazon rechnen wir mit permanent steigenden Mengen.

Das schnelle Wachstum sorgt für knappes Personal. Muss die Post fürchten, Zusteller an Amazon zu verlieren?
Bis jetzt gibt es keine Abwanderung, obwohl das nicht auszuschließen ist.

Im Vorjahr wuchs der Paketbereich um 20 Prozent, heuer bisher auch zweistellig. Der Trend soll noch einige Jahre anhalten. Wird das nicht einmal zum Problem?
Es ist schon jetzt eine permanente Herausforderung. Man muss rechtzeitig planen und in die Zukunft denken. Die Post investiert bis 2021 500 Millionen Euro. Wir planen an allen Logistikstandorten Erweiterungen – organisatorisch, baulich und technisch.

Noch klein ist der Bereich der Lebensmittelzustellung. Die Post war mit Unimarkt bei den Pionieren. Wie etabliert sich das?
Das Wachstum ist nach wie vor groß – allerdings ausgehend von einer niedrigen Basis. 2017 hatten wir eine Größenordnung von 400.000 Paketen, eine Mischung aus Kühlware, Weinpaketen und Trockenware. Die Zahlen wachsen nicht nur im Handel, sondern auch bei den Privatproduzenten, die ihre Produkte vermarkten. Ergänzend zu unserer Kühlbox kommt heuer die Tempribox für tiefgefrorene Produkte auf den Markt.

Für die Post hat die Lebensmittelzustellung also Zukunft?
Wir glauben hier an ein großes Potenzial. Es wächst aber langsamer als erwartet, wenn man das mit Märkten wie beispielsweise Großbritannien vergleicht. Die Österreicher sind eine Spur konservativer. Wenn sich nur wenige Prozent vom stationären Handel zu E-Commerce verschieben, reden wir von gewaltigen Mengen.

Die großen Ketten probieren viel aus, halten sich aber zurück.
Dass der Handel noch verhalten agiert, hat wahrscheinlich mit dem dichten Filialnetz zu tun. Dadurch ist der Bedarf der Kunden schwächer ausgeprägt. Es hat aber auch mit dem Gesamtprozess zu tun. Es gibt von der Lagerhaltung bis zum Endkunden einen Parallelprozess, der erst auf die Zustellung optimiert werden muss. Daran arbeiten die Händler, teilweise mit und teilweise ohne uns.

Die Post experimentierte mit der Zustellung durch Drohnen und dem Jetflyer, einem autonomen E-Fahrzeug. Wie geht es da weiter?
Bei der Drohnenzustellung haben wir gesehen, dass es sich nicht rechnet. Beim Jetflyer sind wir früh dran gewesen, eine technische Umsetzung funktioniert. In China zum Beispiel geht man damit bereits den Schritt auf die letzte Meile. Wir planen heuer keine weiteren Schritte. Es wird aber wieder ein Thema werden. Offen sind unter anderem noch rechtliche Fragen. Schneller kommt das autonome Fahren in der Inhouse-Logistik. Wir wollen hier demnächst gemeinsam mit Partnern an einem unserer Logistikstandorte eine Lösung präsentieren.

Die Post baut in Kalsdorf ein neues Logistikzentrum – wie ist der Stand der Dinge?
Die Genehmigungen liegen vor. Baubeginn ist im Frühjahr 2019, investiert werden mehr als 50 Millionen Euro. Von den 150.000 Quadratmetern sind rund 100.000 für das Paketverteilzentrum reserviert, es gibt also noch Reserven für Wachstum. Das erste Ziel ist aber, 2021 in Betrieb zu gehen. Die Ausschreibungen für Technik und Bau laufen gerade.