Ein Pflaster, das man sich im Achselbereich an die Brust klebt, soll das Messen der Körpertemperatur revolutionieren. Das verspricht das steirische Start-up SteadySense, das die speziellen Sensoren in den vergangenen 36 Monaten entwickelt und jetzt zur Marktreife gebracht hat. Zielgruppe: Frauen beziehungsweise Eltern mit Kinderwunsch. Denn über Pflaster lassen sich die fruchtbaren Tage im Zyklus einer Frau sehr genau berechnen.

Der im wasserfesten Pflaster integrierte Mikrochip misst automatisch in kontinuierlichen Abständen über - individuell wählbar - drei bis fünf Tage bis zu 5000 Mal und bis auf 0,1 Grad genau die Temperatur. Über eine eigene App und NFC-Technologie (Near Field Communication, die auch beim kontaktlosen Zahlen an der Supermarktkasse zum Einsatz kommt) können die Daten ausgelesen werden. Sie werden in die App eingespeist, in die die Frau den Beginn des Zyklus einträgt.

Selbstlernender Algorithmus

Ein selbstlernender Algorithmus errechnet aus den Daten den Eisprung - an dem die Körpertemperatur um 0,2 bis 0,5 Grad steigt - und damit den Zeitpunkt der fruchtbaren Tage präziser als andere Temperaturkurven-Messmethoden, sagt SteadySense-Geschäftsführer Werner Koele.
Pro Zyklus ist ein Pflaster notwendig, im Dreierpack kosten sie 75 Euro. Für die Einwegverwendung hat man sich aus Hygienegründen entschieden, heißt es bei SteadySense. Ein Recycling-Konzept sei aber in Ausarbeitung.

Koele hat SteadySense als Spin-off-Unternehmen seines ehemaligen Arbeitgebers, des Halbleiterherstellers Infineon 2016 gegründet. Sechs Millionen Euro konnte der Grazer Biomedizin-Techniker sich als Finanzierungsvolumen sichern, ein Drittel davon über Förderungen.

Auch die USA und China im Fokus

Unter anderem mit an Bord ist die Grazer Investorengruppe eQventure. Das Potenzial der Technologie ist noch nicht ausgeschöpft, die Pläne sind umfassend. So sollen die patentgeschützten Pflaster auch in den USA und China auf den Markt kommen. Vorbereitet wird zudem die medizinische Zulassungen von femSense zur hormonfreien Verhütung sowie als intelligentes Fieberthermometer für Kleinkinder und klinische Patienten, so Koele: „So können genaue Fieberkurven erstellt, Diagnosen verbessert und Therapien auf ihre Wirksamkeit hin überwacht werden.“ Das führe nicht nur im Krankenhausalltag zu erheblichen Behandlungserleichterungen, sondern könne auch bei der Pflege kranker Menschen daheim wertvolle Informationen liefern.