In den Regalen an den Wänden türmen sich Verpackungsmaterialien. Trotz leichter Chaosnote folgt dieses Mit- und Nebeneinander unterschiedlichster Behältnisse einem Ordnungsprinzip, das sich dem Besucher freilich nicht sofort erschließt. Die Schwestern Susanne Meininger und Bettina Reichl sprechen von einem „Laborcharakter“, den man sich bis heute – bewusst – bewahrt hat. In diesem Raum hier im Grazer VPZ, dem Verpackungszentrum Graz, haben über die Jahre bereits internationale Experten, Professoren und Chefeinkäufer großer Handelsketten Platz genommen. Und gemeinsam mit den findigen Schwestern Pionierarbeit auf dem Gebiet biogener Verpackungen geleistet.

"Entwicklungslabor für Naturverpackungen"

Die Innovationen des VPZ waren ihrer Zeit eigentlich schon immer voraus. Das Unternehmen hat u. a. bereits an Schaumstoff aus Algen, Biokunststoffen aus Pflanzenresten, an Obst- und Gemüsenetzen aus Holzfasern, Cellulose-Mehrwegbeuteln und Bio-Etiketten geforscht, als Themen wie Plastiksackerlverbote noch völlig utopisch erschienen. Das Pionier-Gen wurde von Vater Helmut Meininger weitergegeben, der das VPZ 1982 als Handelshaus für Lebensmittelverpackungen gegründet hatte. Vor 30 Jahren übernahm Susanne Meininger das Ruder und setzte – gemeinsam mit ihm – auf umfassende Produktentwicklungen. „Wir forschen seit 25 Jahren an Alternativen und darauf sind wir stolz“, so Meininger. „Und wir werden bis heute als Entwicklungslabor im Bereich von Naturverpackungen wahrgenommen“, ergänzt Reichl. Anpacken statt abwarten ist bis heute ein Credo.

In Australien im Rampenlicht

Bereits seit Jahrzehnten wird das Unternehmen mit Preisen überhäuft, im Vorjahr wurde man in Australien sogar mit dem „Worldstar Packaging Award“ prämiert. Parallel zu diesen Anerkennungen hat sich aber auch die wirtschaftliche Basis für den Familienbetrieb mit neun Mitarbeitern verbreitert. Innerhalb eines Jahres ist der Umsatz auf 4,5 Millionen Euro um ein Drittel nach oben geklettert. Nicht zuletzt aufgrund der Bilder von verheerenden Plastikmüllteppichen auf den Weltmeeren und der Mikroplastik-Debatte samt sukzessive umgesetzter Plastiksackerlverbote wurde „eine Lawine ins Rollen gebracht“, wie Reichl betont. Eine Lawine, die VPZ auch international zum gefragten Lieferanten gemacht hat.So kommen die kompostierbaren Packnatur-Cellulose-Netzschläuche für Obst und Gemüse mittlerweile nicht nur bei allen österreichischen Supermarktketten für Bio-Obst- und Gemüse zum Einsatz, sondern auch bei Coop in der Schweiz. In Neuseeland werde bereits ein Vertriebslizenzvertrag ausgearbeitet, auch nach Großbritannien werde geliefert, starkes Interesse werde u. a. auch aus Australien oder Spanien angemeldet. In Deutschland steht eine große Handelskette kurz vor der Einführung.

Exportquote innerhalb von drei Jahren vervielfacht

Innerhalb der letzten drei Jahre stieg die Exportquote von sieben auf 43 Prozent. Früher waren Netzverpackungen fast ausschließlich aus Kunststoff, VPZ setzt auf die Cellulosefaser Lenzing Modal, die im österreichischen Werk der Lenzing AG aus der Durchforstung von heimischem Buchenholz gewonnen wird. Das Potenzial sei immens, betont Reichl. So kommen europaweit noch immer 30.000 Tonnen Plastiknetze für die Vorverpackung von Obst und Gemüse zum Einsatz, „wir haben bisher insgesamt 300 Tonnen, immerhin 29 Millionen Laufmeter unserer Cellulose-Netzschläuche in Umlauf gebracht“. Kooperationen wie jene mit Lenzing oder etwa auch mit Unis wie der TU Graz sowie ein breites Expertennetzwerk – von Forschern über Techniker bis hin zu Designern – spielen eine Schlüsselrolle. So wurde 2017 für die Schweizer Coop der wiederverwendbare Packnatur-Cellulose-Mehrwegbeutel entwickelt, mittlerweile wurden 1,3 Millionen Stück davon abgesetzt.

Die innovativen Mehrwegnetze für Obst und Gemüse – basierend auf Modalfasern von Lenzing – sind seit Kurzem in allen Billa-, Merkur- und Adeg-Filialen der österreichischen Rewe erhältlich. Holzfasern als grüne Alternative zum Plastik.

Ein Zukunftsmarkt, für den Helmut und Susanne Meininger sowie Schwester Bettina Reichl seit Jahren den Weg ebnen.