Die Österreicher verbrauchten bereits im ersten Halbjahr 2016 doppelt so viel Datenvolumen wie 2015. Wird die Datennutzung Ihren Prognosen zufolge weiter so stark ansteigen?
MARGARETE SCHRAMBÖCK: Ja, sie wird weiter so stark ansteigen. Das ist auf das geänderte Nutzungsverhalten zurückzuführen – nicht nur beim Mobilfunk, sondern bei verschiedensten Diensten. Fernsehen etwa ist nicht mehr linear. Man nutzt das Angebot nicht mehr, wann es angeboten wird. Sondern, wann ich es konsumieren möchte. Das hat mit Netflix und Amazon Prime begonnen, wir haben uns angepasst. Und etwa das Produkt A1 TV neu gelauncht. Mit einem Online-Videorekorder, wo man bei 40 Kanälen sieben Tage Fernsehen nachholen kann.

Spielen Telefonminuten und verschickte SMS in Ihren Überlegungen noch eine Rolle?
SMS hat die Bedeutung verloren, Messenger-Dienste, also Datenübertragungen, haben diese Funktion übernommen. Sieben von zehn Österreichern verwenden Whatsapp & Co. Anstelle des Telefonierens tritt einerseits die Übertragung von Audio-Nachrichten, andererseits aber immer stärker auch die Übertragung von Videobotschaften.

LTE ist noch nicht einmal überall verfügbar, da wird schon über den nächsten Mobilfunkstandard – 5G – gesprochen. Die Bundesregierung will Österreich diesbezüglich an die Weltspitze bringen. Ein realistisches Ziel?
Wir unterstützen das Ziel. Wichtig aber ist: 5G ist nicht nur eine normale Fortführung von 4G/LTE. Das wird ein revolutionärer nächster Schritt. Wir brauchen die Technologie für das Internet der Dinge. Für autonomes Fahren, für viele Anwendungen, die wir heute noch gar nicht kennen. Der Hauptunterschied liegt in der Latenzzeit – 5G bedeutet Übertragung in Echtzeit.

Und da wird Österreich bald an der Weltspitze stehen?
Heute haben wir Länder, die schon weiter sind. In Großbritannien wurden eigene Lehrstühle für 5G eingerichtet. Wir müssen also rasch die Basis schaffen und dann aufholen. Technisch haben wir bereits erste Tests gemacht, das ist kein Problem. Wir brauchen jetzt die Lizenzen. Und Rahmenbedingungen, dass wir 5G schnell zu den Haushalten bringen.

Der Chefregulierer Johannes Gungl sagt, es braucht dafür zumindest 10.000 neue Antennen.
Es wird jedenfalls eine Vervielfachung der Antennen brauchen. Wir reden da aber nicht von Sendemasten. Die Mikroantennen sind in Lampen, in Telefonzellen – die werden Sie nicht einmal sehen. Wenn wir in die Weltspitze wollen, müssen wir aber in den Genehmigungsprozessen dringend schneller werden.

Mit Blick auf die Weihnachtsangebote der Mobilfunker beschlich einen das Gefühl, der Preiskampf ist nach einer Phase der Erhöhungen neu entfacht. Stimmt der Eindruck?
Österreich war immer schon ein hochkompetitiver Markt. Was schön ist für die Konsumenten. Wenn man international vergleicht, ist Wien bei den Kosten für mobile Datenübertragung aktuell unter Warschau und nur knapp über Bukarest. Der Wettbewerb ist also voll angekommen. Das Schöne ist: Gleichzeitig ist die Qualität der Netze sehr gut.

Ab 15. Juni wird es innerhalb der Europäischen Union aller Voraussicht nach zum Roaming-Aus kommen. Jetzt scheint es, die Mobilfunker haben dieses Aus mit neuen Tarifen bereits vorweggenommen. Wird sich für die Kunden also gar nichts ändern?
Wir haben das „Roam like at home“-Prinzip seit April 2016, man kann also das Datenvolumen in Österreich und der EU verbrauchen. Seit Anfang Februar gibt es neue Tarife mit doppeltem Datenvolumen, es tut sich also laufend etwas.

Sie gelten als ausgewiesene IT-Expertin. Hat es Sie geschmerzt, dass Sie bei der Gründung der jüngsten Telekom-Tochter – A1 digital – keine Rolle gespielt haben?
Nein, gar nicht. Die A1 digital spezialisiert sich – und das ist von mir voll unterstützt – auf das Thema Cloud. Und Cloud-Themen muss man skalieren, rasch größer werden. Wir haben in Österreich dafür gar keine Zeit, das alleine zu entwickeln.

Dennoch sprachen einige von einer „Entmachtung als A1-Chefin“. Warum?
Das kann ich überhaupt nicht nachvollziehen.

Wie würden Sie Ihr Verhältnis zu Telekom-Boss Alejandro Plater beschreiben?
Sehr, sehr gut. Wir arbeiten von Beginn an erfolgreich zusammen, haben ein super Jahresergebnis hingelegt, viele Kunden gewonnen. Das verbindet uns.

Welche Ziele haben Sie eigentlich mit A1?
Wir wollen alle IT-Themen in einem Haushalt abdecken und entwickeln dafür neue Produkte und Services. Zudem wird unser Start-up-Campus auf 5000 Quadratmeter anwachsen. Wir werden künftig nämlich nicht alle Services selber entwickeln können, das können Start-ups oft schneller und besser – dafür haben wir aber Größe, Stärke und die Kundenzugänge.