Der Villacher Steuerberater Dietrich Birnbacher könnte an den Stammtischen vom "Abkassierer" noch zum neuen Aufdecker-Star avancieren. Denn der Mann, dessen Rucksack, mit dem er gerne Termine wahrnimmt, als sein Markenzeichen gilt, bringt die Kärntner Landespolitik jetzt endgültig ins Schwitzen - nicht das Sommerwetter. Schließlich könnten sein Geständnis in der "Causa Birnbacher" - also seiner eigenen Causa - dazu führen, dass die von vielen Bürgern geortete "Freunderlwirtschaft" im Land der Freunde bald schon der Geschichte angehört.

Vom Saulus zum Paulus, könnte eine Stammtisch-Geschichte lauten, die der 71 Jahre alte Kunst- und Kulturliebhaber nun lieferte. Nach Bekanntwerden des ursprünglichen 12-Millionen-Honorars (mit späterer Senkung auf 6 Mio. Euro) war der aus einer bekannten Villacher Akademikerfamilie stammende Mann für Medien eigentlich nicht erreichbar. "Ich bin an die Verschwiegenheitspflicht gebunden", war vielleicht noch zu erfahren. "Das 25-Meter-Bücherregal im riesigen Sitzungssaal suggeriert Erfahrung und Kompetenz", schrieb die "Kleine Zeitung", als Birnbacher diese 2008 zum Interview in seiner Kanzlei am Hauptplatz in Villach vorließ.

Mit Rucksack

Der Druck nun vor Gericht - und sein inzwischen begonnener Ruhestand, den er wohl genießen will - führten zum Ende des Schweigens. Nun wollte er "vielleicht wirklich einen Dienst am Land leisten", sagte Birnbacher am Mittwoch bei seinem zweiten Geständnis - bezogen auf Parteienfinanzierung - zum Richter. Beim Kärntner Hypo-U-Ausschuss - natürlich mit Rucksack - hatte er es noch vorgezogen, dazu zu schweigen. "Seit 2008 wurde Birnbacher als der Nehmer schlechthin in Kärnten dargestellt, das dürfte schon genagt haben. Durch seine Aussagen bricht nun Unglaubliches heraus - was die Staatsanwaltschaft nicht schaffte und ohne sein nunmehriges Geständnis wohl auch nicht rausgekommen wäre", so ein Kärntner Polit-Beobachter zur APA. "Man bemerkte schon beim ersten Geständnis und vor allem heute, welch riesiger Stein ihm vom Herzen gefallen sein muss." Der Rucksack an Wissen über die Vorgänge in Kärnten wurde also geleert. Andere Kärntner Politik-Insider kritisieren an "Birni", wie er salopp gerufen wird, er hatte schon vor Jahren für den verstorbenen Landeshauptmann Jörg Haider "Gefälligkeitsgutachten" erstellt - und zwar ein Entlastungsgutachten zur Seebühne an den Gestaden des Wörthersees - er sei geholt worden, weil er sich mit Kultur auskenn, so Birnbacher damals - und zu den Swap-Verlusten der später notverstaatlichten Kärntner Hypo, durch deren Verkaufsbegleitung Birnbachers nunmehr viele Vorgänge aufbrechen.

Die Rufbeschädigung für seine Kanzlei in Villach, die inzwischen vom Nachwuchs übernommen wurde und seines Rufes selbst sei riesig, so Insider. Das Auftragsvolumen sei um die Hälfte zurückgegangen. Birnbacher war jedenfalls eng mit FPÖ/BZÖ und ÖVP vernetzt. Beispielsweise hatte er auch einen FP-Sitz im Kärntner Theaterausschuss inne. Selbst wies er diese Verbindungen aber gerne zurück. Er sei bei keiner Partei. Die Vorgänge zeigten allerdings, dass auch die Tätigkeit als privater Steuerberater - wie es Birnbacher vom ehemaligen Kärntner ÖVP-Chef Josef Martinz ist - zu Vernetzung mit Parteien führt.