Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus 15 Nationen sind nach Graz angereist, um ihre Expertise in Sachen Halbleiter- und Elektronikindustrie beim Branchengipfel "EBSCON" einzubringen. Im Fokus der diesjährigen Leitmesse im Messe Congress Graz stand das Leitmotiv "Boosting Transformation", wobei es primär um die Kombination und das Ineinandergreifen von digitaler und grüner Transformation (die sogenannte "Twin Transformation") ging.

Eine Schlüsselrolle nimmt hier – auch im europäischen Kontext – der südösterreichische Raum ein, also Kärnten und die Steiermark. Die beiden Bundesländer zählen EU-weit zu den Top-fünf-Regionen bei der Mikroelektronik und stehen österreichweit für 80 Prozent der Wertschöpfung in diesem wachstumsstarken Segment, wie die steirische Wirtschaftslandesrätin Barbara Eibinger-Miedl bei der Eröffnung hervorhebt. Als eine der wichtigen bundesländerübergreifenden Klammern hat sich der Silicon Alps Cluster – mit Hauptsitz in Villach – etabliert. Das spiegelt sich auch in der Gesellschafterstruktur des von Robert Gfrerer geleiteten Clusters wider: Neben dem Kärntner Wirtschaftsförderungsfonds und der Steirische Wirtschaftsförderungsgesellschaft (SFG), die jeweils 26 Prozent der Anteile halten, finden sich maßgebliche Unternehmen unter den Miteigentümern: AT&S, AVL, CISC Semiconductor, Infineon Austria, Intel, NXP, Ortner Cleanroom Engineering, TDK Electronics, ams-Osram sowie – gewissermaßen als Neuzugang – auch die Kärntner Kelag.

"Mehr Zusammenarbeit und mehr Vernetzung"

Kelag-Vorstand Reinhard Draxler verweist auf die immense Bedeutung von Synergien für die Energiewende. Es brauche leistungsstarke Netze und die grüne Energieproduktion. Es sei "mehr Zusammenarbeit und mehr Vernetzung notwendig", so Draxler. Die Beteiligung am Cluster biete diese Möglichkeit, "wir müssen auch schauen, was wir von anderen Branchen und Sparten lernen können, etwa der Auto- und der Chipindustrie", sagt der Kelag-Vorstand.

Robert Gfrerer und Kelag- Vorstand Reinhard Draxler
Robert Gfrerer und Kelag- Vorstand Reinhard Draxler © (c) Philipp Podesser

Eibinger-Miedl unterstreicht, dass insbesondere die Mikroelektronik-Branche zuletzt mit enormen Standortinvestitionen aufgewartet hat. Von Infineon über NXP in Gratkorn bis hin zu AT&S in Leoben. Auch die öffentliche Hand nehme viel Geld in die Hand. Durch den Koralmtunnel werden die beiden Bundesländer, die sich auch in der kürzlich geschaffenen Allianz der europäischen Halbleiterregionen engagieren, noch stärker zusammenwachsen. Das werde Sichtbarkeit und Attraktivität für hoch qualifizierte Fachkräfte steigern.

Eine Großinvestition ist auch bei ams-Osram in Premstätten angelaufen. Rund 500 Millionen könnten bis 2030 in eine neue Fertigung fließen, wie Karin Ronijak, ams-Osram-Vizepräsidentin für das Public Funding bei Forschung und Entwicklung, betont. Der Vollantrag dafür sei bereits eingebracht worden. Entscheidend sei nun, welche Mittel – über den European Chips Act – auf nationaler Ebene genehmigt werden und wie schließlich in Brüssel entschieden wird. In der Region könnten so – direkt und indirekt – 1700 neue Arbeitsplätze entstehen. Technologien von ams-Osram spielen bei der Energieeffizienz bereits heute eine Schlüsselrolle, unterstreicht Ronijak. Durch energieeffiziente Chips, die mit völlig neuen Materialien gefertigt werden, lasse sich der Energieverbrauch zahlreicher Endprodukte um bis zu 30 Prozent reduzieren.

Auch Infineon-Chefin Sabine Herlitschka verweist auf europäische Stärkefelder. Diese auszubauen, sei im global heiß umkämpften Feld der Mikroelektronik essenziell. Welche Stärken das sind? Herlitschka: "Wir sind gut bei Sensoren, Security, Packaging oder Leistungselektronik."