"Äußerst negativ" bewertet die Forstwirtschaft das Umfeld für den Absatz ihrer Waren – egal ob in der Möbelindustrie, am Bau oder im Export: Alle Indikatoren würden steil nach unten zeigen. Dazu kommen sogenannte "Kalamitäten", also enorme Schadholzmengen infolge von Unwettern. 550.000 Festmeter sind es in Tirol, 500.000 in Kärnten, 100.000 in der Steiermark – und nahezu täglich kommen neue Mengen durch Gewitter und Stürme hinzu. Das verschärft die Borkenkäferplage.
Die geringere Nachfrage der Sägeindustrie führe aber auch zu einem Rückgang der Holzimporte – allein in diesem Jahr um zehn Prozent gegenüber 2023. Zumindest das entlaste die Märkte etwas, heißt es seitens der Forstwirtschaft.
In Summe sinkt heuer die Schnittholzproduktion um 20 Prozent gegenüber dem Vorjahr – im letzten Drittel dieses Jahres seien es sogar 40 Prozent, heißt es in einer aktuellen Prognose. "Dieser Rückgang ist drastisch und massiv", sagt Felix Montecuccoli, der Präsident der Land- und Forst-Betriebe Österreich. Der prognostizierte Rückgang auf 8,2 Millionen Kubikmeter wäre der niedrigste Wert der letzten zehn Jahre. Nach unten purzelnde Preise für Schnittholz drücken auch jene für Rundholz. Die Folge: Die Forstwirtschaft versucht, den Einschlag deutlich zu reduzieren.
Preise auf das Niveau von 2018 gesunken
Bei der Preisbildung führe das zu großen Einbußen, und das bei deutlich erhöhten Erntekosten – getrieben durch stark gestiegene Aufwände für Energie und Arbeitskräfte. Eine kostendeckende Forstwirtschaft sei so kaum mehr möglich, warnt Montecuccoli. Die Preise seien bereits auf das Niveau von 2018 gesunken, wenngleich sie im Baumarkt "erst als Letztes" ankämen. "In der Wertschöpfung sind die Forstbetriebe die Letzten, uns beißen die Hunde. Wir können niemanden in der Lieferkette hinunterdrücken."
Wald ist eine riskante Sparform geworden
Das führe dazu, dass sich die von Unwettern getroffenen Waldbesitzer die Aufforstung nicht mehr leisten können. Teilweise kann das Holz gar nicht geerntet werden – bleiben die Bäume in Schutzwäldern liegen, drohe Gefahr, wenn das Totholz mit Lawinen zu Tal donnert, warnt Montecuccoli. Auch Forststraßen seien in einigen Teilen des Landes schwer beschädigt.
Dass "ein Wald besser als ein Sparbuch" sei, gelte daher heute so nicht mehr. "Der Wald ist eine riskante Sparform geworden", sagt Montecuccoli. Er überaltert, braucht mehr Aufmerksamkeit und Pflege – rechnet sich die Bewirtschaftung des Waldes nicht mehr, geht naturgemäß auch deren Intensität zurück. "Und das merkt man schon überall."
Ohne permanente Unterstützung gehe es nicht
Die Forstwirtschaft brauche daher dringend einen Waldfonds als Dauereinrichtung, also zeitlich unbegrenzt. Der Waldfonds wurde 2020 auf drei Jahre mit 350 Millionen Euro dotiert und 2023 befristet verlängert. "Der Fonds gehört evaluiert, Maßnahmen nachgeschärft", sagt Montecuccoli. Ohne permanente Unterstützung gehe es nicht. "100 Millionen Euro plus werden wir im Waldfonds jedes Jahr brauchen."
Als Lichtblick wertet Montecuccoli, dass der Holzeinsatz am Bau weniger stark zurückgeht, als es die einbrechende Baukonjunktur vermuten ließe – das liege daran, dass am Bau verstärkt Holz eingesetzt wird. "Viele wollen mit Holz bauen, auch großvolumige Bauten."
Dennoch stehe der Holzwirtschaft "ein extrem schwieriges Jahr" bevor. Was man gar nicht benötige, sei eine "unnötige Belastungsdiskussion und Neiddebatten", meint Montecuccoli. Statt einer Erbschaftssteuer erwarte man sich gesellschaftliche Anerkennung dafür, dass man sich um den Wald kümmere. "Jegliche Besteuerung wäre unfinanzierbar", meint er.