Durch die Abspaltung ihres Funkturmgeschäfts wird die A1 Telekom Austria (A1 Group) auf einen Schlag Schulden in Höhe von einer Milliarde Euro los, die von A1 auf die neue Infrastrukturgesellschaft EuroTeleSites übertragen werden. Die Finanzierung der EuroTeleSites stehe bereits, sagte deren CEO Ivo Ivanovski am Dienstag vor Analysten. 500 Millionen Euro stammen aus einer Anleihe, dazu kommen ein Kredit über 500 Millionen Euro sowie eine Kreditlinie (RCF) über 75 Millionen Euro.

Lohnen soll sich die Abspaltung, weil man die Infrastruktur künftig verstärkt auch anderen Mobilfunkern neben der A1 vermieten will. "Wir glauben, dass das Infrastrukturgeschäft mehr Unabhängigkeit erfordert", sagte der stellvertretende CEO der A1-Gruppe, Thomas Arnoldner. Das sei einer der Hauptgründe für die Spaltung.

Funkturmgeschäft weniger attraktiv

Die Funktürme würden nicht in gleichem Maße zum Kerngeschäft der A1 Gruppe zählen wie etwa der Glasfaser-Ausbau.

"Derzeit haben wir 232 Millionen Euro Umsatz pro Jahr", sagte der Finanzvorstand von EuroTeleSites, Lars Mosdorf, beim Kapitalmarkttag. "Wir erwarten für die nächsten Jahre ein Erlöswachstum um 4 bis 6 Prozent pro Jahr." Das Wachstum werde zu zwei Dritteln durch den Ankermieter A1 getrieben sein sowie den 5G-Ausbau, der derzeit etwa die Hälfte der Infrastruktur-Investitionen der A1 ausmache. Geplant seien rund 1000 zusätzliche Standorte in den nächsten fünf Jahren. Errichtet würden neue Funktürme nur, wenn es bereits Verträge mit den künftigen Mietern gebe.

A1 und EuroTeleSites werden also auch künftig eng miteinander verbunden bleiben. Der Vertrag zur Nutzung der Funktürme ist grundsätzlich unbefristet, kann aber von A1 jeweils nach acht Vertragsjahren gekündigt werden. EuroTeleSites kann aus dem Vertrag frühestens nach dem 24. Jahr aussteigen. Danach haben beide Vertragspartner ein kurzfristigeres Ausstiegsrecht.

A1 sei aber nicht an EuroTeleSites als Provider gebunden, sondern könne auch Standorte anderer Infrastruktur-Anbieter nutzen, erklärte Mosdorf. Vorübergehend soll A1 bestimmte Dienstleistungen für EuroTeleSites erbringen (etwa im SAP-Bereich) und dafür Preise verrechnen, wie man sie auch mit anderen Unternehmen vereinbaren würde.

Alejandro Plater ist seit September wieder CEO der A1-Gruppe
Alejandro Plater ist seit September wieder CEO der A1-Gruppe © APA/HANS KLAUS TECHT

13.000 Masten: Rückkaufsrecht als Hintertür

Für den Fall, dass die EuroTeleSites in eine Schieflage geraten sollte, wurde für die A1 ein Rückkaufsrecht auf Länderebene vereinbart. Abgespalten werden ja mehr als 13.000 Mobilfunkmasten in Österreich, Bulgarien, Kroatien, Serbien, Slowenien und Nordmazedonien. Etwa 7300 dieser Standorte sind auf Gebäudedächern, der Rest auf unbebauten Flächen. 46 Prozent der Standorte befinden sich laut Mosdorf in Österreich, 54 Prozent in Zentral- und Osteuropa.

Börsengang noch 2023

Die EuroTeleSites AG soll noch heuer an die Wiener Börse gebracht werden. Nachdem America Movil zuletzt den Telekom-Austria-Anteil um 5,55 Prozent aufgestockt hat, kommt das Unternehmen bei der EuroTeleSites auf 56,5 Prozent. Die ÖBAG hält dann 28 Prozent, institutionelle Anleger kommen auf 9 Prozent, die übrigen Anteile entfallen auf Kleinanleger und sonstige Aktionäre. EuroTeleSites hat ihre Zentrale in Wien und beschäftigt 173 Leute.

Für die Telekom Austria rechnet Alejandro Plater - er ist seit 1. September wieder CEO der A1 Group - für die kommenden Jahre mit einem jährlichen Umsatzwachstum zwischen 3 und 4 Prozent, abhängig von der Inflationsentwicklung. Der operative Gewinn soll bis 2026 um 4 bis 5 Prozent pro Jahr gesteigert werden. Die Investitionsaufwendungen sollen sich in den nächsten drei Jahren auf insgesamt 2,8 Milliarden Euro belaufen.