Von der US-Notenbank Federal Reserve hat am Mittwoch die nächste Leitzinsanhebung vollzogen. Es war die elfte Erhöhung binnen 16 Monaten. Im Juni hatte die Fed nach zehn Anhebungen in Folge eine Pause eingelegt und den Leitzins in der Spanne von 5,0 bis 5,25 Prozent belassen. Nun wurde eine Erhöhung um 0,25 Prozentpunkte auf die neue Spanne von 5,25 bis 5,5 Prozent beschlossen. Es ist der höchste Stand seit 22 Jahren. Ökonomen sind zuletzt davon ausgegangen, dass dies die vorerst letzte US-Zinserhöhungen für längere Zeit sein könnte.

Die Fed selbst legt sich indes nicht auf den weiteren geldpolitischen Kurs fest. Mit Blick auf die nächste Zinssitzung im September sagte Fed-Chef Jerome Powell am Mittwoch in Washington, eine weitere Zinsanhebung sei durchaus möglich. Es sei aber auch möglich, dass die Zinsen dann stabil blieben. Man orientiere sich an der konjunkturellen Entwicklung und werde auf jeder Sitzung neu entscheiden. Zugleich bekräftige Powell, dass es lange dauern werde, bis die Inflation wieder auf den Fed-Zielwert von zwei Prozent sinken werde.

Analyst: "Sehen den Zinsgipfel als erreicht an"

"Die Fed hielt sich die Option auf etwaige weitere Zinsschritte offen; alles andere wäre auch sehr überraschend gewesen", schrieben die Experten der Commerzbank in einem ersten Kommentar zum Entscheid. "Wir erwarten in den nächsten Monaten schwächere Konjunktur- und Inflationsdaten und sehen daher den Zinsgipfel als erreicht an."

Fed-Entscheid bewegte Aktienindizes in New York kaum

Die US-Börsen hat die Fed-Entscheidung kaum bewegt: Die Wall Street ist am Mittwoch wenig verändert aus dem Handel gegangen. Der Zinsentscheid der Federal Reserve hatte sich nicht merklich auf die wichtigsten US-Aktienindizes ausgewirkt. Der Dow Jones schloss mit plus 0,23 Prozent bei 35.520,12 Einheiten. Für den S&P-500 ging es unterdessen um 0,02 Prozent auf 4.566,75 Zähler leicht hinab. Der Nasdaq Composite verlor geringe 0,12 Prozent auf 14.127,28 Punkte.

Seit März 2022 hob die Fed ihren Leitzins im Kampf gegen den hohen Anstieg der Verbraucherpreise um insgesamt 5,25 Prozentpunkte an. Der Zyklus gilt als eine der schnellsten und schärfsten Straffungsperioden in der Geschichte der Fed. Die rasante Inflation war unter anderem vom Anstieg der Energiepreise nach dem russischen Angriff auf die Ukraine ausgelöst worden.

Die Inflation im Zaum zu halten, ist die klassische Aufgabe der Notenbanken. Steigen die Zinsen, müssen Privatleute und Wirtschaft mehr für Kredite ausgeben – oder leihen sich weniger Geld. Das Wachstum nimmt ab, Unternehmen können höhere Preise nicht unbegrenzt weitergeben – und idealerweise sinkt die Inflationsrate. Gleichzeitig besteht aber die Gefahr, dass die Wirtschaft abgewürgt wird. Die richtige Balance zu finden, ist die große Herausforderung für die Zentralbanker.

Während diese weitere Zinserhöhung am Mittwoch bei Analysten als sicher galt, ist die spannende Frage, wie es danach weitergeht. Medienberichten zufolge gab es unter den Mitgliedern des US-Notenbankrates zuletzt unterschiedliche Ansichten. Einige seien dafür, mit den Zinserhöhungen fortzufahren. Die andere Fraktion wolle die Anhebungen stoppen, um den Arbeitsmarkt zu schützen, schrieb der Finanzdienst Bloomberg.

Niedrigste Inflationsrate seit mehr als zwei Jahren

Die Junidaten zeigten, dass sich die hohe Inflation in den USA erneut und spürbar abschwächte. Die Verbraucherpreise stiegen im Vergleich zum Vorjahresmonat um 3,0 Prozent. Das war der niedrigste Wert seit etwas mehr als zwei Jahren. Im Vormonat hatte die Rate noch 4,0 Prozent betragen. Die Kerninflation fiel im Juni ebenfalls deutlich von 5,3 auf 4,8 Prozent. Bei dieser Rate werden volatile Energie- und Lebensmittelpreise ausgeklammert. Nach Meinung von Volkswirten gibt die Kernteuerung den allgemeinen Preistrend besser wider als die Gesamtrate.