Der im Dezember 2022 präsentierte europaweit einzigartige Schienen-Zollkorridor von Triest nach Fürnitz ist bis dato nicht in Fahrt gekommen. Oder in den Worten von Kärntens WK-Präsident Jürgen Mandl: "Er ist technische Realität geworden, bis zur praktischen dauert es noch etwas."

Nun versucht das Land, mit Steuermitteln dem Projekt Anschub zu verleihen. Rund 300.000 Euro werden bis Mitte nächsten Jahres bereitgestellt, um 1000 Güterwagons (mit je 240 Euro) zu fördern, sofern Kärntner Unternehmen Güter über die Schiene anliefern oder abtransportieren lassen. Start- oder Endpunkt des sogenannten "Einzelwagens" muss Kärnten sein.

Die Voraussetzungen für die Abwicklung von Güterverkehr über die Bahn wären eigentlich gut: Kärnten liegt an zwei wichtigen Transportachsen, der Tauernachse sowie der Baltisch-Adriatischen Achse, die über die neue Koralmbahn geführt wird. Dazu kommen eingangs erwähnte Verbindungen an die großen Seehäfen in Koper und Triest (via Zollkorridor). Dennoch ist das Logistikzentrum in Fürnitz derzeit nur teilweise ausgelastet.

Mit dem neuen Anreizmodell soll es gelingen, Fürnitz und das dort situierte Logistik Center Süd (LCA-Süd) zum Kompetenzzentrum für Logistik auszubauen, erklären Wirtschaftslandesrat Sebastian Schuschnig (ÖVP) und Wirtschaftskammer-Präsident Jürgen Mandl.

Ganze Züge wirtschaftlich nicht abbildbar

Die Krux derzeit – und ein Grund, warum der Schienen-Zollkorridor nicht so recht anläuft: Die Zusammenstellung ganzer Züge ist wirtschaftlich nicht abbildbar, aber der Verkehr sogenannter Einzelwagen teurer. "Umso wichtiger ist es, mit der Förderung des Landes auch kleinere Unternehmen zu unterstützen, damit sie Verkehr von der Straße weg auf Schiene verlagern", sagt Udo Tarmann, Geschäftsführer des LCA-Süd. Der erhöhte Aufwand werde mit der Förderung abgedeckt, erklärt er, die Förderung mache "definitiv den Unterschied", sagt Schuschnig.

"Das Ganze auf den Boden bringen"

Bei konkreten Vorgaben, wann der erste Zug bzw. die ersten geförderten Einzelwagen von bzw. nach Villach über den Zollkorridor fahren, ist Mandl vorsichtig: "Es gibt konkrete Verhandlungen mit Unternehmen. Wir wollen im Herbst mit den ersten Zügen beginnen, das Ganze gehört auf den Boden gebracht."

Entscheidend für das Gelingen von Zollkorridor und des Logistikhubs seien jedoch Investitionen in den ÖBB-Terminal in Fürnitz, das Herzstück des LCA-Süd. Da platzt Schuschnig "nach jahrelangen Vertröstungen durch die ÖBB" jetzt der Kragen. Laut Schuschnig gebe es zwar Zusagen von CEO Andreas Matthä, den Terminal um insgesamt 113 Millionen Euro zu sanieren und zu erweitern, allerdings habe die ÖBB-Infrastruktur AG die für den Ausbau reservierten 70 Millionen Euro im Rahmenplan nicht terminisiert. Und das bei stark steigenden Baukosten.

Moderne Infrastruktur schaffen

Mit einem Terminalausbau sollen die Kapazitäten erweitert und moderne Infrastruktur geschaffen werden. Die bisherige sei nicht mehr zeitgemäß – ohne Investitionen drohe Kärnten auf Dauer ins Hintertreffen zu geraten, warnen Schuschnig und Mandl, und keine Wertschöpfung aus dem Güterbahnverkehr zu ziehen. Die Modernisierung des Terminals sei auch ein Signal an Unternehmen, sich hier anzusiedeln.

Dazu kommt, dass der Logistikhub im steirischen Werndorf (Cargo Center Graz) gut funktioniere und ein mächtiger Konkurrent zu Fürnitz ist. "Mit dem Ausbau des Terminals in Fürnitz hätte man am besten vorgestern beginnen sollen. Wir brauchen die höheren Kapazitäten bis zum Start der Koralmbahn", fordert Schuschnig von ÖBB und Infrastrukturministerin Leonore Gewessler (Grüne) auf, "sofort tätig" zu werden.

"Kapazitäten des Terminal reichen derzeit aus"

Aus dem Klimaschutzministerium heißt es dazu, Planung und Ausbau des Terminal Fürnitz seien im derzeit gültigen Rahmenplan 2023 bis 2028 der ÖBB vorgesehen. „Die Strategische Infrastrukturentwicklung – das ist die erste Planungsstufe zur Konkretisierung des Projekts – wurde bereits abgeschlossen.“ Allerdings reichten aktuell die Kapazitäten des Terminals aus.

Das betonen auch die ÖBB auf Anfrage der Kleinen Zeitung. „Sobald mehr Bedarf bestehen sollten, werden wir die Infrastruktur mit unseren Partnern anpassen.“ Strategische Betriebsansiedlungen seien ein wichtiger Hebel, derzeit würden dazu intensive Gespräche geführt.