Die Erfolgsmeldungen sind eine Schimäre: Der Privatmarkt für Elektroautos ist praktisch zum Erliegen gekommen. Es sind nicht nur die Fahrzeugpreise, die abschrecken.

Der undurchsichtige Ladetarifdschungel und die steigenden Energiepreise bremsen die Kauflust auf die Nulllinie herunter.

Der Tarifdschungel ist vor allem für Neueinsteiger ins Elektroauto undurchschaubar. Es herrschen massive Preisunterschiede, von Anbieter zu Anbieter, von Stadt zu Stadt, von Region zu Region. 60 Cent auf eine Kilowattstunde im Schnellladebereich sind keine Seltenheit.

Extrakosten und wankender Preisvorteil

Als Extrakosten kommen Standgebühren nach einer gewissen Stehzeit an der Ladesäule und diverse Gebühren wie das Roaming, wenn man im Netz eines anderen Anbieters lädt, hinzu. Der Kostenvorteil des E-Autos gerät bei Preisen jenseits der 50-Cent-Marke/kWh ins Wanken.

Bei vielen Schnellladestationen steigt man auf 100 Kilometer dann teurer aus als bei einem genügsamen Verbrennerauto.

Die Preisunterschiede sind höher und undurchsichtiger als beim Sprit an den Tankstellen, die Energieanbieter liefern sich einen komplexen Wettbewerb, und niemand aus der Politik greift bisher ein.

Die Branche sagt: zum Schaden der Umwelt, weil die E-Auto-Rate in so einem Umfeld nur schwer steigen wird. Es ist nicht einmal eine einheitliche Abrechnung nach Kilowattstunden möglich, immer noch gibt es Anbieter mit Zeitverrechnung.

Vergleiche zwischen den Energieanbietern und Ladekarten sind nahezu nicht möglich, das bestätigt der ÖAMTC. Florian Merker vom ÖAMTC (Konsumentenschutz) sagt: "Man muss politisch aktiv werden und die Anbieter zwingen, einheitliche Lösungen zu finden."

Wie undurchsichtig der Ladetarifdschungel ist, zeigen Beispiele.

Sucht man im Ladekompass des ÖAMTC nach einem Vergleich der Preise für Ladestationen mit einer DC-Leistung von 50 kW, weist die Suchmaschine Preise von 49 bis 99 Cent pro Kilowattstunde aus (exklusive Extragebühren wie für Stehzeiten). Eigens ausgewiesen werden Tarife nach Ladedauer (0,266 Euro/Minute bis 1,44 Cent/Minute).

Schaut man sich die AC-Ladestationen mit 11 kW Kapazität an, kommt man bei der kWh-Abrechnung auf dieses Ergebnis: 0,39 Euro bis 0,936 Euro, extra fallen auch hier bisweilen Zusatzkosten an. Abrechnung nach Ladedauer: 0,04 Euro/Minute bis zu 0,204 Euro pro Minute.

Auswege aus dem Dilemma

Dutzende Anbieter, Dutzende Preise – es bleibt undurchsichtig. Auswege aus dem Dilemma sind rar.

Einen Anfang macht die Behörde E-Control: Der angekündigte Ladetarifkalkulator ist "fertig entwickelt", teilt man auf Anfrage mit. Und die E-Control kündigt an: "Nach einer kurzen Testphase für einen reduzierten Nutzerkreis wird die neue Applikation dann Ende des Sommers für die Allgemeinheit freigeschaltet."

Auch die längst fällige Information, ob ein Ladepunkt frei ist, soll bald online verfügbar sein – wenn die neue Ladepunkt-Datenverordnung des Klimaschutzministeriums (BMK) durch ist, wird das Ladestellenverzeichnis der E-Control um diese Anzeige erweitert.

Ladepunkte und E-Auto-Revier

Natürlich ist klar: Kann man das E-Auto zu Hause aufladen (Photovoltaikanlage), fährt man günstiger. Auch das geregelte Laden im Umfeld (Arbeitsplatz, fixe Ladeverträge) machen das Leben mit dem E-Auto einfacher und kostensparender. Geht es aber darüber hinaus und zu Schnellladestationen, wird das Ganze teuer.

Mit Ende des ersten Quartals dieses Jahres gab es in Österreich rund 8600 öffentlich zugängliche Ladestellen mit in Summe knapp 20.000 Ladepunkten, was einem Zuwachs an Ladestellen und Ladepunkten von rund 11 Prozent gegenüber dem Vorquartal entspricht.

Im Jahresvergleich zählt man laut E-Control 38 Prozent mehr Ladestellen und 60 Prozent mehr Ladepunkte. Zum Vergleich: Im selben Zeitraum hat die Zahl der E-Autos laut BEÖ (Bundesverband Elektromobilität) um rund 20 Prozent zugenommen.