Matthias Rebernik (50) lächelt wie ein Bub, wenn er von sich als Bub erzählt. "Ich war ein Autonarr, mein ganzes Schulheft war voll von Autoskizzen. Ich glaube, schon mit neun Jahren habe ich verstanden, wie ein Turbo funktioniert." Das technische Wissen hatte ihm sein Vater, auch Maschinenbauer, in die Wiege gelegt, sozusagen. Und wohl auch die Ausdauer, das Forschen, das Zweifeln. "Man kann die Zukunft nicht vorhersehen", sagt er. Aber man kann sich die Zukunft erarbeiten, denkt man sich, wenn man ihm auf seinem Weg folgt. "Ich war mit der Familie zwei Jahre in den USA, habe dort studiert", erzählt Rebernik. "Ich habe diese ganz eigene Fehlerkultur kennengelernt. Scheitern ist wertvoll, man lernt im Scheitern."

Heute, in der Gewerbeparkstraße 91, in Dobl-Zwaring in Graz-Umgebung, ist das Scheitern weit weg. Cryoshelter heißt die Firma, die er zuerst als One-Man-Show hochgezogen hat. Aus einem Mitarbeiter wurden 25, hier werden revolutionäre Flüssiggastanks für Schwerlaster entwickelt, die mit Bio-LNG (flüssiges Biomethan, produziert etwa aus Biogas von Abfallströmen) oder Wasserstoff betrieben werden. Die Firma ist gut vernetzt, auch mit klingenden Namen im Advisory Board wie Karl Rose. Und seit dem Einstieg des norwegischen Industriepartners Hexagon Composites auf Expansionskurs.

Baukastensystem für die Tanks entwickelt

Motoren, Thermodynamik, Wirtschaft waren Eckpfeiler in Reberniks Studium an der TU. Früh beschäftigte er sich, wie man Motoren effizienter (CO₂) und sauberer (weniger Schadstoffe) machen kann. Eine Zwischenetappe, ehe er auf der Suche nach einer Doktorarbeit auf das erste ernsthafte Wasserstoffprojekt in Graz stieß und über den Wasserstoff-7er BMW seine Doktorarbeit machte. Die Problemstellung war dabei klar: Die Tanks verloren die flüchtigen Gase damals zu schnell, weil Isolierung und Technik nicht so weit waren.

© (c) Manuel Hanschitz

An die Forschung erinnert er sich so: "Da gibt es keine Antworten mehr, diese muss man sich erarbeiten. Man wandelt sich von einem Schüler, der nur lernen muss, zu jemanden, der forscht, erfährt, probiert." Bei den Materialien genauso wie bei der Technik. Und das Wissen dann in einer eigenen Firma umsetzt, deren Grundidee es war, die Isolation dieser Tanks zu verbessern. Je besser die Tanks, desto besser fällt die Abrechnung für die Transportunternehmen aus. Heute hat Cryoshelter ein Baukastensystem für die Tanks entwickelt. Eine Technologieplattform, die in alle Dimensionen skalierbar ist. Die Isolationsgüte, also wie flüssige Gase ohne Verluste gehalten werden können, ist so hoch, dass die Speicherung de facto verlustfrei bleibt. Covid konnte nur bremsen, aber die Idee nicht aufhalten. Man arbeitet an internationalen Projekten, das System ist günstiger als Batterien für E-Lkw. "2027 bis 2028 geht es bei Wasserstoff-Schwerlastkraftwägen in die Serienproduktion, ab 2030 in den Hochlauf. Bio-LNG-Anwendungen kommen je nach Kontinent und Politik früher."

"Wir brauchen keine Denkverbote, sondern Wettbewerb"

Für die Wasserstofftanks – nur im Prinzip ähnlich – wurde die Technik aufgrund der höheren Materialanforderungen überarbeitet. Freilich hört man Zweifler, die dem Elektro-Lkw bessere Chancen einräumen. Rebernik irritiert das nicht: "Wir brauchen Technologieoffenheit. Wir müssen Lebenszyklusemissionen erfassen, dann können wir uns ein Bild machen. Wir brauchen keine Denkverbote, sondern Wettbewerb."

© (c) Manuel Hanschitz