Erst vergangene Woche sorgten verheerende Unwetter in Italien für starke Überschwemmungen in der Adria-Region Emilia-Romagna. Während Naturkatastrophen und Extremwetterereignisse zunehmen, ist den Österreicherinnen und Österreichern aber noch immer nicht bewusst, dass sie zur Schadenminimierung und Vorsorge beitragen können. "Die Risiken werden noch immer stark unterschätzt, gefährdet sind nicht nur einzelne Regionen weit weg vom eigenen Wohnort, sondern alle Bundesländer gleichermaßen." Auch die Schadenhöhen sind in den letzten Jahren auf hohem Niveau, jährlich wird fast eine Milliarde Euro an Schäden verzeichnet, heißt es beim österreichischen Versicherungsverband VVO. Hier geht es zur österreichischen Risikolandkarte.

Zusammenhänge mit der Klimaerwärmung

Dass ein tiefgreifendes Umdenken in Österreich noch nicht stattgefunden hat, zeigen aktuelle Daten des "KFV-Naturgefahrenmonitors". Seit dem Jahr 2013 werden durch das KFV Wahrnehmungen, Erwartungshaltungen und Präventionsbewusstsein der österreichischen Bevölkerung zu Naturgefahren in regelmäßigen Abständen abgefragt. 62 Prozent der Österreicherinnen und Österreicher glauben demnach, dass es ausschließlich die Aufgabe der Behörden sei, sie vor Naturgefahren zu schützen. Jede zweite befragte Person gibt an, nicht zu wissen, wie man  vor Naturgefahren schützen kann. Nur 50 Prozent der befragten Personen kennen die Bedeutung der Zivilschutzalarme oder wissen, was bei einer Alarmierung konkret zu tun ist.

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Naturgefahren

Nur limitierte Deckungen

Bei Hochwasser und Erdbeben bietet die Versicherungswirtschaft derzeit nur limitierte Deckungen an. Klaus Scheitegel, Vizepräsident des österreichischen Versicherungsverbandes, nennt ein konkretes Beispiel: "Bei einem Eigenheim mit einem Wert von 500.000 Euro bekommt man derzeit bei einem Totalschaden durch Hochwasser oder Erdbeben nicht mehr als 5000 bis 7000 Euro von der Versicherung ausbezahlt." Eine Initiative der Versicherungswirtschaft strebe nun an, eine Volldeckung des Schadens in die Feuerversicherung zu integrieren, wie es etwa in Belgien schon der Fall ist. Damit wäre flächendeckend ein leistbarer Versicherungsschutz für die Österreicherinnen und Österreicher möglich. Wie weit sich die Prämie für die Feuerversicherung dabei erhöhen würde? "Um zehn bis 15 Prozent", sagt Scheitegel.

Regierung gefordert

Für die Umsetzung dieser Maßnahme müsste allerdings das Versicherungsvertragsrecht geändert werden, "dafür brauchen wir die Unterstützung der Regierung, die noch nicht vorhanden ist", sagt Scheitegel, der hinzufügt, dass die Zeit durchaus für diese Veränderung arbeitet.

Höhere Temperaturen, mehr Gewitter

"In den letzten Jahrzehnten nahm die Anzahl der Tage mit sehr großen Regenmengen im Sommer um rund 30 Prozent zu. Tage mit wenig Regen wurden hingegen seltener", sagt Klimaforscher Marc Olefs von der Geosphere Austria. "Hier gibt es einen direkten Zusammenhang mit der Klimaerwärmung. Denn pro Grad Erwärmung kann die Atmosphäre sieben Prozent mehr Wasserdampf aufnehmen, bei Gewittern sogar bis zu 15 Prozent mehr." Gewitter enthalten also immer mehr Wasser. Dies führt zu einer labileren Luftschichtung und stellt somit mehr Energie für kleinräumige Unwetter mit Schadenspotenzial bereit (Gewitter mit Starkregen, Hagel, Sturmböen).