Der Zusammenbruch des US-Start-up-Finanzierers SVB hat am Freitag für Unruhe im Bankensektor gesorgt. Die Kurse der großen Geldhäuser an der Wall Street brachen zeitweise massiv ein, da Anleger sich vor schlummernden Risiken in den Bilanzen fürchteten.

Die US-Börsen haben am Freitag vor dem Hintergrund neuer Sorgen um den Finanzsektor mit Verlusten geschlossen. Der Dow Jones beendete den Tag mit einem Minus von 1,07 Prozent und 31.909,64 Punkten. Der S&P-500 fiel um 1,45 Prozent auf 3.861,59 Zähler. Der Nasdaq Composite büßte 1,76 Prozent auf 11.138,89 Zähler ein.

Die Silicon Valley Bank (SVB) wurde am Freitag infolge massiver Kursverluste von einer kalifornischen Regulierungsbehörde geschlossen. Insidern zufolge war zuvor eine Not-Kapitalerhöhung gescheitert, die nach Milliardenverlusten aus dem Verkauf eines Anleiheportfolios nötig geworden war. Es ist die größte US-Bankenpleite seit der Finanzkrise.

60 Prozent an Wert eingebüßt

Am Donnerstag war bekannt geworden, dass der Finanzierer kleiner und mittlerer Tech- und Biotech-Unternehmen zur Abfederung von Verlusten aus dem Portfolio eine Kapitalerhöhung in Milliardenhöhe benötigt. Doch die Verhandlungen darum sind offenbar erst einmal gescheitert: Am Freitag wurde die Silicon Valley Bank vorübergehend geschlossen und unter staatliche Kontrolle gestellt.

Kunden der Silicon Valley Bank aus der Tech-Branche hatten zuletzt Einlagen abgezogen, weil sie selber Liquidität benötigten. Technologiefirmen leiden besonders unter den aktuell hohen Zinsen, weil sich dadurch ihre Refinanzierung erschwert. Ein hohes Zinsniveau drückt zudem auf die Bewertung der Unternehmen, da in einem solchen Umfeld die für die Zukunft in Aussicht gestellten Gewinne aus heutiger Sicht weniger wert sind.

Die Angst vor um sich greifenden Problemen im Finanzsektor zog die Aktien der großen US-Institute mit nach unten. "Viele Banken halten große Portfolios von Anleihen und steigende Zinsen machen diese weniger wertvoll. Die SVB-Situation erinnert daran, dass viele Institute auf großen nicht realisierten Verlusten bei ihren festverzinslichen Beständen sitzen", sagte Russ Mould, Investmentexperte von AJ Bell.

"Probleme sind zu speziell"

Die Titel von Goldman Sachs fielen um drei Prozent, Morgan Stanley büßten zwei Prozent ein. Die Aktien von JPMorgan drehten hingegen nach dem Eingreifen der Regulierer zwei Prozent ins Plus, auch Bank of America machten ihre Verluste wett. Einige Analysten hatten den Kursverfall im Sektor als übertrieben bezeichnet. Die Probleme von SVB seien "zu speziell, um sie auf alle zu übertragen", sagte Ebrahim Poonawala, Analyst bei Bofa Securities in New York.