Ab dem nächsten Jahr wird das Frauen-Pensionsantrittsalter schrittweise auf 65 Jahre erhöht. So bleiben Zehntausende Frauen länger am Arbeitsmarkt, begonnen mit knapp 80.000 Frauen Jahrgang 1964, die ein halbes Jahr länger arbeiten müssen. 1967 Geborene müssen dann schon dreieinhalb Jahre länger arbeiten. Derzeit sind schon 40 Prozent der Frauen, die in Pension gehen, nicht erwerbstätig. Unternehmen müssen sich vorbereiten, fordert die Arbeiterkammer (AK).

"Es wird unbedingt erforderlich sein, dass sich insbesondere die Arbeitgeber darauf vorbereiten, die Frauen länger zu beschäftigen, um ihnen auch eine höhere Pension zu ermöglichen bzw. den Übertritt in die Pension aus der Erwerbstätigkeit heraus", so Wolfgang Panhölzl von der AK im "Mittagsjournal" des ORF-Radio Ö 1. Ohne vorkehrende Maßnahmen auch seitens der Arbeitsmarktpolitik, nicht nur von den Unternehmen, werde der Anteil jener Frauen, die nicht aus der Erwerbstätigkeit heraus in Pension gehen, weiter steigen, warnte er.

Bessere Rahmenbedingungen gefordert

Die Sorge sei nicht unberechtigt, den meisten Firmen sei nicht bewusst, dass das Frauenpensionsalter angehoben wird, wurde Personalexpertin Gundi Wentner von der Unternehmensberatungsfirma Deloitte im Bericht zitiert. Grundsätzlich setzten sich Betriebe viel zu wenig mit Arbeitnehmenden auseinander, die älter als 50 Jahre alt sind. Ja, sogar neun von zehn Unternehmen beschäftigen sich überhaupt nicht mit dem Umgang mit der Altersgruppe 50plus. Es sei aber sehr wohl Aufgabe der Unternehmen, für ordentliche Jobs für über 50-Jährige zu sorgen – im Sinne der Motivation und der Mitarbeitergesundheit. Es gehe um Weiterbildung, neue Möglichkeiten zur Nutzung der Erfahrung oder andere Arbeitszeitmodelle, dazu solle mit den Mitarbeitenden zusammengearbeitet werden. Es gehe um Maßnahmenpakete, die Politik sei gefordert, bessere Rahmenbedingungen zu schaffen.

Anreize für Unternehmen, Frauen besser auszubilden

IHS-Ökonom Helmut Hofer sieht im späteren Pensionsantritt Anreize für Unternehmen, Frauen besser auszubilden. Dabei komme es darauf an, wie lange eine Person im Betrieb bleibe. Der spätere Pensionsantritt werde sich gesamtwirtschaftlich positiv auswirken.

Schließlich ist derzeit ein Arbeitskräftemangel in aller Munde. Auch die Bundesregierung will Anreize steigern, Menschen sogar über das Pensionsalter hinaus in der Arbeit zu halten. Das fordern auch Industriellenvereinigung (IV) und Wirtschaftskammer (WKÖ). Eine Arbeitsgruppe der Regierung soll noch im ersten Quartal mögliche Maßnahmen erarbeiten.

So setzt sich die Pension zusammen 

Die Pension setzt sich aus der Verdiensthöhe und der Tätigkeitsdauer zusammen. Aktuell liegt das durchschnittliche Pensionsantrittsalter von Frauen bei 60 Jahren und sechs Monaten. Geht eine Frau im Vollverdienst später mit 65 Jahren in Pension, erhöht sich der monatliche Bezug bei der Pensionsversicherungsanstalt.

"Gehen wir mal im Durchschnitt aus von ungefähr 260 Euro mehr Pension", erläuterte Winfried Pinggera von der Pensionsversicherungsanstalt (PVA) im "Morgenjournal" am Donnerstag. "Wenn ich es jetzt nur bis zum durchschnittlichen Männerpensionsalter von 63,2 hinaufrechne, dann komme ich halt auf 130 Euro."

"Frauen können nur dann eine höhere Pension erreichen, wenn alternsgerechtes Arbeiten ermöglicht wird", hieß es dazu von der Frauenvorsitzenden der Produktionsgewerkschaft PRO-GE, Klaudia Frieben, in einer Aussendung. "Die Unternehmen müssen in die Pflicht genommen werden, diese Arbeitsbedingungen zu schaffen."

"Viele Frauen, die in der Produktion arbeiten, sind bereits weit vor dem eigentlichen Antrittsalter gesundheitlich beeinträchtigt und nicht mehr in der Lage, körperlich anstrengende Tätigkeiten auszuführen", gab Frieben zu bedenken. "Für diese Frauen gibt es keine Ersatzarbeitsplätze, sondern meist bleibt nur der Weg in die Arbeitslosigkeit, wenn für eine Pension keine Voraussetzungen gegeben sind."

Darüber hinaus habe die Regierung mit dem schrittweisen Auslaufen der geblockten Variante der Altersteilzeit Frauen eine weitere Möglichkeit genommen, sozial abgesichert vorzeitig aus dem Arbeitsprozess auszuscheiden, kritisierte die Gewerkschafterin. Auch die Lebensdurchrechnung wirke sich negativ auf die Frauenpensionen aus, da viele Frauen längere Teilzeitphasen und Erwerbsunterbrechungen aufgrund schlechter Rahmenbedingungen in Kauf nehmen müssten. "Der Arbeitsmarkt ist nach wie vor nicht vorbereitet auf ältere Frauen, die ab 2024 jeweils ein halbes Jahr länger arbeiten müssen und das Pensionsrecht ist nicht vorbereitet für Frauen, die ihre Erwerbsverläufe nicht mehr ändern können", so Frieben. Es werde daher noch viele Anstrengungen brauchen, damit sich der Gender Pension Gap schließe.