Ökonomen rechnen weltweit mit hohen Inflationsraten bis ins nächste Jahr hinein. Die für heuer erwartete Teuerungsrate liege bei 9,5 Prozent, geht aus der am Montag veröffentlichten vierteljährlichen Umfrage des Münchener Ifo-Instituts und des Instituts für Schweizer Wirtschaftspolitik mit 1687 teilnehmenden Volkswirten aus über 100 Ländern hervor.

"Ihre Inflationserwartungen für 2022 sind im Vergleich zum zweiten Quartal noch einmal deutlich um 1,8 Prozentpunkte gestiegen", sagte Ifo-Forscher Niklas Potrafke zu der sogenannten Economic Experts Survey. Auch danach sehen die Volkswirte nun höhere Inflationsraten: Für die abgefragten Jahre 2023 und 2026 erwarten sie weltweit 7,5 Prozent und 5,0 Prozent.

Inflationsraten von 60 Prozent in Ostafrika

Die Zahlen beziehen sich auf den Median der durchschnittlich erwarteten Inflationsraten auf Länderebene – also den Wert, der in der Mitte der Datenreihe liegt. Diese Methode wird verwendet, weil sich die erwarteten Inflationsraten regional sehr stark unterscheiden und in vereinzelten Ländern und Regionen drastisch höher sind als im Rest der Welt. In Ostafrika etwa erwarten die Umfrage-Teilnehmer für das laufende Jahr beispielsweise eine durchschnittliche Inflationsrate von knapp 60 Prozent, in Westeuropa und Nordamerika hingegen von 7,3 und 7,2 Prozent.

"Inflation hält sich weiter sehr hartnäckig"

Wegen der stark steigenden Preise rät der Internationale Währungsfonds (IWF) der Europäischen Zentralbank (EZB) zu weiteren Zinserhöhungen. "Das Wachstum in der Euro-Zone wird sich deutlich abschwächen, wir rechnen für das kommende Jahr nur noch mit 0,5 Prozent", sagte IWF-Vize-Direktorin Gita Gopinath dem "Handelsblatt". Das werde voraussichtlich den Inflationsdruck senken. "Trotzdem ist es richtig, wenn die EZB bis Ende des Jahres ihre Geldpolitik normalisiert und im kommenden Jahr dann einen strafferen Kurs fährt", sagte die Ökonomin. Auch der US-Notenbank Fed empfiehlt die IWF-Vize-Chefin weitere Zinserhöhungen. "Die Inflation hält sich weiter sehr hartnäckig", sagte sie. Der Arbeitsmarkt sei immer noch sehr stark. "Würde die Fed in so einem Umfeld signalisieren, dass sie die Geldpolitik doch nicht mehr wie geplant strafft, wäre das mit einem großen Verlust an Glaubwürdigkeit verbunden", so Gopinath. "Daher sollten sie mit Blick auf die ökonomischen Daten den Kurs halten."