Wer mit dem Auto unterwegs ist, kann sich beim Navigationsdienst Google Maps künftig neben der schnellsten, auch eine "kraftstoffsparende Route" anzeigen lassen. Ist diese ohnehin bereits die schnellste Route, werde diese sogar bevorzugt, so das Unternehmen in einer Aussendung. Mit der alternativen Routenplanung soll sich Treibstoff und damit auch CO₂-Emissionen einsparen lassen. Neben Österreich ist der Dienst gestern auch in 30 weiteren Ländern gestartet. 

Neue Routenplanungsoptionen bei Google Maps

Nutzerinnen und Nutzern werden künftig beide Routen-Optionen angezeigt, ebenso die Unterschiede im Kraftstoffverbrauch und der (geschätzten) Ankunftszeit. In den Einstellungen kann entsprechend angepasst werden, ob man die schnellste oder die kraftstoffsparende Route bevorzugt. Ebenfalls festlegen lässt sich, welchen Motor das eigene Auto hat (Benzin, Diesel, Hybrid oder Elektro). Neben der Streckenlänge werden auch Faktoren wie Staus oder die Neigung der Straße mit in die Berechnung einbezogen. Damit soll der potenzielle Kraftstoffverbrauch optimiert werden.

Beispiel einer "klimafreundlichen" Route auf Google Maps
Beispiel einer "klimafreundlichen" Route auf Google Maps © Google

In Deutschland wurde die kraftstoffsparende Routenplanung im August gelauncht. In den USA und Kanada ist das Feature bereits seit mehreren Monaten aktiv. Dort seien die CO₂-Emissionen seitdem schätzungsweise in einem Ausmaß von mehr als einer halben Million Tonnen gesunken, so Google Austria-Pressesprecher Wolfgang Fasching-Kapfenberger. Das entspreche etwa 100.000 kraftstoffbetriebener Autos weniger auf den Straßen. Diese Schätzungen basieren auf Berechnungen von Google in Zusammenarbeit mit dem US-Energieministerium.

Weiters schätzt der Tech-Riese, dass sich mit dem neuen kraftstoffarmen Dienst jährlich über eine Million Tonnen CO₂-Emissionen pro Jahr verhindern ließen - sofern der Dienst weltweit aktiv wäre. 

"Klimafreundliche" Routenplanung: Begriff irreführend?

Auch wenn von Seiten Google erwähnt wird, dass es oft die nachhaltigste Entwicklung sei, gar nicht Auto zu fahren, spricht das Unternehmen von der "kraftstoffsparenden" als eine "klimafreundliche" Routenplanung. Auf Rückfrage der Kleinen Zeitung, ob diese Formulierung für Nutzerinnen und Nutzer nicht irreführend sei und dazu verleite, Autofahren als "klimafreundlich" wahrzunehmen, heißt es: "Wir glauben, dass selbst kleine Änderungen zusammengenommen einen großen Unterschied machen, insbesondere wenn man die über eine Milliarde Nutzerinnen und Nutzer berücksichtigt, die sich jeden Monat auf Google Maps verlassen."

Wenn es nach den Daten-Auswertungen von Google geht, will der Tech-Riesen zudem durchaus einen Trend erkennen, der Richtung Öffentliche Verkehrsmittel sowie Fuß- und Radwege geht. Wenngleich die Google-Suchanfragen auch bei Autorouten von 2021 auf 2022 um 25 Prozent gestiegen seien, sei dieser Zuwachs doch geringer ausgefallen als bei Anfragen zu Öffi-(+ 70 Prozent), Fuß- (+ 55 Prozent) und Rad-Routen (+30 Prozent). Vonseiten der Asfinag lässt sich ein etwaiger Trend weg vom Auto jedoch nicht bestätigen, so Pressesprecherin Alexandra Vucsina-Valla.

Google: Wie nachhaltig agiert der Tech-Riese selbst?

Die neue Funktion bei Google Maps bietet Anlass dafür, Google selbst genauer unter die Lupe zu nehmen. Besonders Internet-Unternehmen benötigen immerhin viel Strom. Vonseiten des Unternehmens heißt es, dass man sich ambitionierte Ziele gesteckt habe. Seit 2007 sei man klimaneutral, bis 2030 wolle man CO₂-frei sein. "Derzeit sind wir bei zwei Drittel Zielerreichung, das heißt, dass rund 66 Prozent unseres Energiebedarfs mit lokal bezogener kohlenstofffreier Energie gedeckt werden", so Pressesprecher Fasching-Kapfenberger.

2019 stand Google in der Kritik, weil das Unternehmen in der Vergangenheit einen Think-Tank finanziell unterstützt hatte, der unter anderem Ex-US-Präsident Donald Trump zum Austritt aus dem Pariser Klimaabkommen aufgefordert hatte. Google hatte auch anderen Lobby-Gruppen Geld gespendet, die sich gegen Klimaschutzgesetze ausgesprochen hatten. Nach Publik-werden sagte das Tech-Unternehmen, dass man die Agenden und Ansichten dieser Gruppen nicht teile. Entsprechende Förderungen wurden zwischenzeitlich beendet.