Das europäische Zinsumfeld wandelt sich. Nach der ersten Zinserhöhung der EZB seit über zehn Jahren im Juli von 0,0 auf 0,5 Prozent wird in Anbetracht der hohen Inflation im Euroraum für die Sitzung am Donnerstag ein weiterer deutlicher Zinsschritt erwartet. Für Kreditnehmer mit variablen Krediten dürften die Zeiten damit härter werden. Dass höhere Zinsen den Banken im Hinblick auf die langfristige Kreditvergabe zum Verhängnis werden, fürchten die FMA-Vorstände aber nicht.

Sorgen, dass die steigenden Zinsen Risiken für Kreditinstitute bergen könnten, hatte vor dem Sommer der Chef der deutschen BaFin, Mark Branson geäußert. Eine starke Steigerung könne zu Problemen führen, da dann die kurzfristigen Refinanzierungen teurer würden, während die langfristigen Zinseinkünfte wegen Zinsbindungen langsamer nach oben gingen, so die Argumentation.

Für die heimischen Banken sei das kein so großes Problem, meint FMA-Vorstand Helmut Ettl. In Deutschland seien Fixzinskredite die dominierende Form, während es in Österreich noch mehr Kredite mit variablen Zinsen gebe. Das Zinsänderungsrisiko liege daher vor allem beim Kunden und nicht bei der Bank.

Für alle, die einen Kredit mit variablem Zinssatz haben, brechen damit allerdings weniger rosige Zeiten an. Anzunehmen sei, "dass jene, die variable Kredite haben und auch nicht ein entsprechendes Einkommen haben, jetzt belastet werden", so Ettl. "Es wird für einige schwerer werden."

"Vor dem haben wir seit Jahren gewarnt", ergänzte FMA-Vorstand Eduard Müller. Genau deswegen seien auch die strengeren Regeln für die Vergabe von Wohnkrediten eingeführt worden, betonten Ettl und Müller.

Hohe Disziplin der Kreditnehmer

Ob es in Folge einer höheren Belastung auch zu mehr Pleiten bei Privaten kommen werde, dazu wollten die Vorstände keine Prognose abgeben. "Wir haben die Erfahrung, dass in Österreich die Disziplin der Kreditnehmer verdammt hoch ist", so Ettl. Das habe man bei den Fremdwährungskrediten gesehen, wo trotz hoher Belastungen kaum Pleiten entstanden seien.

Auch die heurigen Lohnrunden könnten die Belastung der Kreditnehmer noch mindern. "Wenn die Inflation jetzt in den Lohnrunden abgegolten wird, dann wird es vielleicht unmittelbar gar nicht so einen großen Effekt haben", so Ettl.

Die Quoten für notleidende Kredite (non-performing loans/NPL) liegen derzeit mit rund zwei Prozent jedenfalls auf einem extrem niedrigen Niveau, so Müller. "Weiter runter wird es wahrscheinlich nicht gehen."