Müll trennen, Strom sparen, regional Einkaufen, aufs Auto verzichten und mit dem Rad zur Arbeit fahren: Damit geben sich immer weniger Menschen zufrieden. Sie wollen auch mit ihrer Ausbildung beziehungsweise ihrem Beruf einen Beitrag zum Klimaschutz leisten.

„Es reicht nicht, wenn Unternehmen nur über Nachhaltigkeit sprechen und Strategien aufschreiben. Mitarbeiter wollen sehen, wie Nachhaltigkeit gelebt wird“, erklärt Anna Nowshad von Deloitte Österreich.

Die Nachfrage nach „Green Jobs“ steigt demnach. Das bestätigen mehrere nationale und internationale Untersuchungen des Arbeitsmarkts. Allein in Österreich waren 2008 knapp 170.000 in entsprechenden Jobs tätig, 2015 bereits über 180.000. Aktuell sind es mehr als 200.000 Menschen. Damit ist fast jeder zwanzigste Arbeitsplatz in Österreich ein „Green Job“.

Klingt gut – aber was ist das überhaupt: ein „Green Job“? In einem auf europäischer Ebene harmonisierten Konzept wurde eine international vergleichbare Definition für entsprechende Tätigkeiten entworfen. Demnach handelt es sich dabei um Arbeitsplätze zur Messung, Vermeidung, Verringerung, Beschränkung oder Behebung von Umweltschäden sowie zur Erhaltung natürlicher Ressourcen sowohl in der Herstellung von Produkten und Technologien als auch im Dienstleistungsbereich.

Nicht für einen „Umweltsünder“ arbeiten ...

Von Energieberatern, Planern und Installateuren aller möglichen nachhaltigen Energieanlagen über Umweltchemiker, Gärtner und Landwirte bis zu Fachkräften der Kreislauf- und Abfallwirtschaft und Forschern im Bereich Umweltschutztechnik: Die Palette ist breit, das Interesse groß. Laut einer Studie von Deloitte Österreich wollen 25 Prozent der Befragten selbst in einem Green Job tätig sein. Umgekehrt würden 40 Prozent nicht für einen „Umweltsünder“ arbeiten. Bei ähnlicher Fragestellung einer Untersuchung des Verbands Österreichischer Entsorgungsbetriebe (VOEB) geben 43 Prozent der 1500 Befragten an, sich für einen „Green Job“ zu interessieren. Bei den 14- bis 18-Jährigen lag dieser Wert sogar bei 60 Prozent. Besonders beliebt sind Green Jobs demnach in der Steiermark, in Vorarlberg und in Kärnten mit jeweils 48 Prozent.

Nachhaltigkeit und Umweltschutz im Fokus

Die Wege zu einem entsprechenden Beruf sind vielfältig. Angefangen von einer Lehre zur Entsorgungs- und Recyclingfachkraft über Ausbildungen in HTLs bis hin zu Studienlehrgängen. Mehr als jede/r vierte Berufstätige unter 30 Jahren kann sich außerdem einen Jobwechsel vorstellen. „Die junge Generation hat keine Berührungsangst mit einer neuen beruflichen Herausforderung. Wir wissen auch, dass für sie Nachhaltigkeit und Umweltschutz eine zentrale Rolle spielen, wenn es um die Auswahl ihres Arbeitgebers geht“, hofft VOEB-Präsidentin Gabriele Jüly auf Zulauf aus den Gruppen der Millennials und der „Generation Z“ (Jahrgänge bis 2010).
Eine gewisse Skepsis gegenüber Green Jobs ist aber ebenfalls erkennbar. Lediglich 14 Prozent der von Deloitte Befragten denken, dass Green Jobs das halten, was sie versprechen.

Der Sinn des eigenen Tuns

Deutlich ist jedoch: Green Jobs lösen Erwartungen aus, wenn es um soziale Verantwortung und ein klares Bekenntnis zum Klimaschutz und daraus abgeleitete Aktivitäten geht. Durch Greenwashing lassen sich wirklich interessierte Arbeitnehmer nicht täuschen. Potenzielle Mitarbeiter schauen nicht mehr (nur) auf ein attraktives Gehalt. Der Sinn des eigenen Tuns sowie die vom Unternehmen vertretenen Werte rücken immer mehr in den Fokus der Talente von morgen. Nur wer Klimaschutz tatsächlich als festen und ernst gemeinten Bestandteil der Unternehmenskultur lebt, verdient sich das Vertrauen der Bewerberinnen und Bewerber.
Auf der „grünen Karriereleiter“ sind also auch Arbeitgeber gefordert.