Der Ukraine-Krieg und die aktuelle Unsicherheit in der europäischen Energieversorgung haben den Druck, die Wende von fossilen zu erneuerbaren, heimischen Energiequellen zu schaffen, massiv erhöht. Ziele eines künftigen Energiemasterplans müssen die Reduktion des CO₂-Ausstoßes, die Verringerung der Abhängigkeit von Energieimporten und die Verstärkung der heimischen Wertschöpfung im Energiebereich sein, erklärte Wirtschaftskammerpräsident Jürgen Mandl bei einem Pressegespräch in Klagenfurt. Kärnten müsse auf politischer Ebene rasch und entschlossen handeln, sonst verpasse man die Energiewende, sagt er im Vorfeld des Kärntner Energiegipfels, der am 28. Juli stattfindet. 

Auch Christoph Aste, Leiter des Gremiums "Energieexperten" in der Wirtschaftskammer und selbst seit Jahrzehnten Planer und Betreiber von Alternativenergieanlagen, sieht eine "prekäre Situation". Kärnten sei zwar bilanziell, also bei der Jahresenergieproduktion, noch gut aufgestellt, im Winter könne man den Verbrauch aber nicht decken und müsse Strom zukaufen: "Diese Lücke müssen wir in den Griff bekommen." Wenn nun laut EU 15 Prozent des Energieverbrauchs eingespart werden sollen, dann müsse die Wirtschaft auch die Möglichkeit zur Kompensation bekommen, verlangt Aste. Vor allem im Winter könne der Wind die jahreszeitlich geringere Stromgewinnung aus Wasserkraft ausgleichen. Es brauche dafür allerdings eine Energieraumplanung, wie sie etwa die Steiermark seit Langem verfolge. Bei der Wasserkraft müsse neben der Investition in neue Pumpspeicherkraftwerke auch die bestehende Kleinwasserkraft ausgebaut werden, fordert Aste: "Schon heute versorgen 344 anerkannte Kleinwasserkraftwerke in Kärnten 233.000 Haushalte mit grünem Strom. Wir hätten sogar die Möglichkeit, diese Produktion durch Maßnahmen zur Effizienzsteigerung um 20 Prozent zu erhöhen. Doch man lässt uns nicht." Einschränkungen ortet Aste vor allem bei der Restwasservorschreibung und jahrelangen Wasserrechtsverfahren.

Herwig Draxler, Leiter der wirtschaftspolitischen Abteilung der Wirtschaftskammer, unterstützt die Forderung nach Einsetzung einer Taskforce unter starker Expertenbeteiligung: "Kärnten muss in diesem wichtigen Thema dringend Fahrt aufnehmen, sonst wird uns die Zeit überholen und wir werden die Energiewende nicht rechtzeitig umsetzen können!"