Aussagen von Gabriel Felbermayr in der Kleinen Zeitung lösten am Mittwoch Widerspruch aus. Der Wifo-Chef nahm etwa die Industrie in die Pflicht, schon jetzt mit Einsparungen zu beginnen, und nannte die Zementindustrie als Beispiel. Diese könnte stillgelegt werden, um Gas zu sparen, der Zement dafür aus Mexiko importiert werden.

Lutz Weber, der Geschäftsführer von Alpacem (Wietersdorfer-Gruppe), sieht in dem Vorschlag "den definitiv falschen Weg". Die heimische Zementindustrie verzichte bereits weitgehend auf fossile Energie und setze aufbereitete Kunststoffe mit biogenen Anteilen wie etwa Holzfasern als Ersatzbrennstoffe ein.

Gas würde bei Alpacem, das unter anderem im steirischen Peggau und im Kärntner Wietersdorf vertreten ist, vor allem noch zum Anfeuern von Öfen und in bestimmten Anlagen eingesetzt, "vom Gesamtenergiebedarf sind es weniger als fünf Prozent". Man arbeite "an Lösungen, komplett auf Gas zu verzichten". Einen CO₂-intensiven Transport von Zement aus Amerika lehnt Weber ab.

Lutz Weber, Alpacem
Lutz Weber, Alpacem © KK

"Nicht nachvollziehbar"

"Sehr schwer" mit "nicht nachvollziehbaren" Ratschlägen Felbermayrs tut sich auch Industriellen-Präsident Georg Knill. "Die Auftragsbücher sind voll. Ein Drosseln der Produktion würde ein Nichterfüllen von Kundenaufträgen bedeuten, mit Folgewirkungen für die gesamte Wirtschaft." Der Ansatz des Wifo-Chefs sei "in der Praxis nicht umsetzbar".

Einschränkungen der Industrie seien wie eine Lenkung, bei der festgelegt würde, wer noch produzieren dürfe und wer nicht. Bereits jetzt gehe die Industrie "effizient und sparsam" mit Energie um, betont Knill, der zwar "mit allen Szenarien rechnet", sich aber "nicht vorstellen kann, dass die russische Seite Verträge einseitig aufkündigt".

Georg Knill, Industriellenvereinigung
Georg Knill, Industriellenvereinigung © Markus Traussnig

"Unrealistisch"

In der OMV hält man Felbermayrs Idee, schnell auf Schiefergas zu setzen, für unrealistisch. 2012 waren Pläne im Weinviertel nach politischem Druck gestorben. Entschiede die Politik nun anders, könnte sich die teilstaatliche OMV kaum wehren, die Überzeugungsarbeit geht aber in die genau andere Richtung. Fracking passe nicht mehr in die neue Strategie, betont OMV-Chef Alfred Stern oft.

Es gibt auch kein Projekt, entsprechend lang wäre die Vorlaufzeit. Vor knapp zehn Jahren erfolgte nicht einmal eine Probebohrung. Damals betrug der Zeithorizont bis zur Förderung acht Jahre. Zur Austria Presse Agentur sagte Stern kürzlich: "Das ist so ähnlich, wie wenn Sie mit 95 beschließen, sich noch ein neues Haus zu bauen."