Man versteht die Welt nicht mehr. Das kann in Zeiten wie diesen leicht passieren. Es muss aber nicht zwingend an den Wirrnissen des Alltags liegen, sondern kann eine viel profanere Ursache haben: Man spricht die Sprache nicht, in der rund um einen kommuniziert wird. Das kann passieren. Immerhin gibt es Schätzungen zufolge auf der Erde etwas mehr als 7000 Sprachen.

40 Prozent davon könnten zwar aussterben, warnen Wissenschaftler. Aber auch vom ungefährdeten Rest kommt man im Laufe eines Lebens nur mit den wenigsten in Kontakt. Mit einigen dafür immer wieder. Sie breiten sich ungebremst aus, werden vielerorts gesprochen und (fast) überall verstanden.

Die Globalisierung hat die Welt zu einem Dorf gemacht – auch was starke Sprachen angeht. Sie spannen sich wie ein unsichtbares Netz über Staatsgrenzen und Kontinente, werden von Sprachwissenschaftlern „Lingua Franca“ genannt und füllen auch die Lehrpläne in Schulen. Dort vom Lernpersonal nicht immer geliebt, werden sie später im Berufsleben zur geschätzten und karrierefördernden Zusatzqualifikation.

Mandarin auf dem Weg ganz nach oben

Fremdsprachen öffnen Türen, die selbst mit den besten Übersetzungsapps verschlossen bleiben. Wer neben seiner Muttersprache Kenntnisse in zwei, drei, vier oder sogar mehr Sprachen vorweisen kann, fällt auf.

Aber welche der 7000 Sprachen sollte man können, um in der Berufswelt der Zukunft reüssieren zu können?

Englisch gehört – nicht nur bei Führungskräften – mittlerweile zur „Grundausstattung“. Es der kleinste gemeinsame Nenner in der Kommunikation, wird es doch fast auf der ganzen Welt verstanden. Das, obwohl es unter den Sprachen mit den meisten Muttersprachlern nur den vierten Platz belegt.

Am Podium der ersten Drei? Bis 2050 wird laut Prognosen das chinesische Mandarin, die Sprache mit der weltweit höchsten Anzahl von Muttersprachlern bleiben. Aber Chinas alternde Bevölkerung und die sinkende Geburtenrate werden das Wachstum auf nur 27 Prozent beschränken (von 921 Millionen auf 1,17 Milliarden). Im Vergleich zu Spanisch (von 471 Millionen auf 676 Millionen Muttersprachlern) und Englisch (von 369 Millionen auf 534 Millionen) bleibt das geringste Wachstum.

Deutsch: Minus 35 Prozent

Deutsch schafft nicht einmal das. Im Gegenteil. Während fast alle europäischen Sprachen stabile Zuwächse bei den Muttersprachlern haben, schrumpft Deutsch mit einem Minus von 35 Prozent signifikant. Das liegt daran, dass Deutsch nur in europäischen Ländern mit einem langsamen oder negativen demografischen Wachstum gesprochen wird: Österreich, Deutschland, Schweiz, Belgien, Liechtenstein, Luxemburg und in Südtirol. Selbst wenn man beruflich in diesem Raum bleibt, schrumpft also der Kreis der Adressaten. Da kann eine Fremdsprache nicht schaden. Nur welche?

Auf Basis von Suchabfragen im Internet hat der Sprachlern-App-Anbieter Preply die Vorlieben der Österreicher beim Fremdsprachenlernen herausgefiltert: Italienisch, Spanisch (immerhin Amtssprache in 21 Ländern) und Japanisch liegen in Führung – wohl geprägt vom Tourismus. Englisch (Platz 6) und Französisch (5) sind etwas abgeschlagen, wohl weil sie ohnehin obligatorische Schulpflichtfächer sind.

Grammatiklernen erhöht die Geduld

Unabhängig von der Wahl der Sprache bleibt die Wirkung auf das Gegenüber jedenfalls positiv. Die Verbindung bekommt eine neue Qualität. Man signalisiert „ich habe deine Sprache gelernt, ich interessiere mich für deine Welt“: Starke Zeichen – gerade auch im Geschäftsalltag, wo damit Offenheit vermittelt wird.

Abseits der kommunikativen Ebene wird dem Sprachenerwerb aber noch eine andere positive Wirkung nachgesagt: Das oft mühsame Vokabel- und Grammatiklernen verbessert das Erinnerungsvermögen, die kognitiven Fähigkeiten und die Geduld mit sich selbst.

Man lernt damit nicht nur die Welt, sondern auch sich selbst besser kennen.