Derzeit längere Wartezeit bei der Energieberatung einplanen“, heißt es auf der Website des Energieinstituts. „Bedingt durch die sehr hohe Anzahl von Beratungsanfragen und -anmeldungen kommt es derzeit leider zu Verzögerungen bei der Kontaktaufnahme und auch zu Wartezeiten bei den Beratungsterminen“, bittet auch die Energieberatung Steiermark um Geduld.
„Es gibt einen brutalen Anstieg bei der Nachfrage“, bestätigt Gerhard Moritz, der in der bundesweiten Arbeitsgemeinschaft Energieberater/innen-Ausbildung (ARGE-EBA) führend aktiv ist und in Krumpendorf ein eigenes „Büro für Effizienz“ mit Schwerpunkt Projektentwicklung und -beratung betreibt. Moritz, der davor unter anderem Geschäftsführer des Vereins „energie:bewusst Kärnten“ war, spricht aktuell von einer Vervierfachung der Beratungsanfragen. Die Wartezeit beträgt bis zu drei Monate.
Hohe Wechselbereitschaft
Auslöser sind die rasant steigenden Energiepreise und großzügige Fördermöglichkeiten für Haushalte und Unternehmen. Sie befeuern die Wechselbereitschaft. Das Potenzial ist enorm: In Österreich sind derzeit noch insgesamt rd. 1,34 Millionen fossile Heizsysteme (Öl: 500.000, Gas: 840.000) installiert. Mit dem festgelegten Ausstiegsplan („Öl Raus“ bis 2035 und „Gas Raus“ bis 2040) bedeutet das, dass rund 80.000 fossile Heizungsanlagen pro Jahr (entspricht ca. 330 Anlagen pro Arbeitstag) durch erneuerbare Systeme ersetzt werden müssen.
Zertifizierte Experten
Um an die Förderungen der öffentlichen Hand zu kommen, ist bei Heizungsumstellungen aber eine Energieberatung verpflichtend – Hochkonjunktur für entsprechend zertifizierte Experten.
253 qualifizierte Dienstleister, die offiziell Energieberatungen durchführen können, waren mit Ende vergangenen Jahres im Register der Österreichischen Energieagentur gelistet. Tendenz auch hier steigend – das Interesse an den Ausbildungskursen nimmt rasant zu.
Die Ausbildung selbst ist zweistufig. Der Grundkurs umfasst 50 Lehreinheiten und bietet sowohl einen Einstieg in den Bereich Klima-Umwelt-Technik-Energie als auch eine Weiterbildung für jene, die bereits in dieser Branche tätig sind. Es werden technische Grundlagen hinsichtlich der Bautechnik, Heizungstechnik und erneuerbaren Energie vermittelt.
Regelmäßige und verpflichtende Nachschulungen
Der Fortsetzungslehrgang der ARGE-EBA mit 120 Lehreinheiten dient der Vertiefung, um für die Bereiche Gebäude, Prozesse und Transport Optimierungspotenzial ausfindig und entsprechende Handlungsanleitungen für Sanierungskonzepte geben zu können. Dazu kommen regelmäßige und verpflichtende Nachschulungen.
Während die Ausbildungsinhalte österreichweit koordiniert werden, „kocht bei der Umsetzung vor Ort jedes Bundesland sein eigenes Süppchen“, kritisiert Moritz den föderalen Wildwuchs: „Wir könnten effizienter arbeiten.“ So braucht man in Kärnten einen „artverwandten“ Beruf (beispielsweise Installateur, Baumeister, Ingenieurbüro), um nicht nur beraten zu können, sondern auch Energieausweise errechnen und Zusatzleistungen anbieten zu dürfen.
Ein eigener Beruf ist es streng genommen nicht, vielmehr handelt es sich um eine praxisorientierte Zusatzqualifikation, die einen umfassenden Einblick in den Themenbereich der Energieeffizienz beim Bauen, Renovieren und der Haustechnik liefert. Dem gegenüber steht beispielsweise das freie Gewerbe des Energiekostenberaters, der nur Beratungen rund um Kostenoptimierungen anbieten darf.
Sowohl in Kärnten als auch unter anderem in der Steiermark muss der Berater zudem Mitglied des Bundeslandnetzwerks sein und beide Ausbildungsstufen absolviert haben, um seinen Kunden einen Zugang zu Förderungen ermöglichen zu können.
Klaus Höfler