30 Prozent des Schiffsverkehrs vor Schanghai stehen still – und ein Drittel der chinesischen Exporte wird via Schanghai verschifft. „In sechs bis sieben Wochen werden wir bei uns die Auswirkungen des Lockdowns in China massiv spüren“, sagt Monika Köppl-Turyna. Es ist ein Beispiel für dysfunktionale globale Wertschöpfungsketten. Der Trend zur Globalisierung flache ab, nicht allein aufgrund brüchiger Lieferketten, sondern auch, weil Abhängigkeiten als Gefahr betrachtet werden. Für Österreich, dessen Wirtschaftsleistung zur Hälfte im Ausland erzielt wird, ist das freilich keine so gute Nachricht.

Ökonomin Köppl-Turyna benannte bei den „Millstätter Wirtschaftsgesprächen“ die für sie zentralen Erfolgsfaktoren für „Standort-Leadership“ im internationalen Wettbewerb. Da sind die Karten Österreichs längst nicht so gut wie erhofft. Die Direktorin von EcoAustria beklagt etwa die hohe Abgabenlast, die auch im Wettbewerb um hoch qualifizierte Mitarbeiter belastet. „Sieben Milliarden Euro Steuergeld könnten eingespart werden, ohne die Leistung zu kürzen“, mahnt sie zu mehr Effizienz. Und jeder Euro, der nicht in „überbordende Bürokratie“ fließe, erhöhe das Bruttoinlandsprodukt um 1,62 Euro.

„Es sind ernste Zeiten“

Leadership in der internationalen Politik analysierte in Millstatt einer, der Jahrzehnte an den Schaltstellen der deutschen Politik wirkte: Der frühere Innen- und Verteidigungsminister Thomas de Maizière (CDU) warnte davor, öffentlich vor Verhandlungen rote Linien einzuziehen sowie vor dem Verlust der Selbstkritik: „Selbstführung ist extrem wichtig.“ Leadership bestehe darin, jetzt klare Worte zu wählen statt „rosa Wölkchen“ vorzugaukeln: „Es sind ernste Zeiten.“

Das Versprechen des letzten Jahrhunderts, man arbeitet, damit es Kindern und Enkelkindern besser geht, könne nicht mehr aufrechterhalten werden: Wenn es den nächsten Generationen so gehe wie uns jetzt, sei das der „Best Case“. Als der best anzunehmende Fall. „Wir müssen viel verändern, damit es so bleibt, wie es ist.“