Im März schrumpften die Pkw-Neuzulassungen in der EU im Vergleich zum Vorjahresmonat um 21 Prozent, in Österreich sogar um 30 Prozent. Gegenüber dem Vor-Pandemieniveau (März 2019) ergibt sich EU-weit ein Rückgang um 33 Prozent, hierzulande um 35 Prozent. Weniger Autos wurden in der EU nur im März 2020, am Höhepunkt der ersten Corona-Welle, verkauft.

Neben der Chipkrise wirkten sich im März erstmals die Folgen des Krieges in der Ukraine und das Fehlen wichtiger Zulieferteile aus, so Axel Preiss, Leiter Advanced Manufacturing & Mobility beim Prüfungs- und Beratungsunternehmen EY: "Der Mangel bei Halbleitern, weiteren Vorprodukten und auch Rohstoffen beeinflusst die Lieferfähigkeit bei den meisten Herstellern massiv."

Keine Besserung in Sicht

Eine Besserung sei nicht in Sicht, erst frühestens ab Herbst dieses Jahres könnte sich die Situation entspannen. Der Aufbau alternativer Lieferketten – etwa durch die Nutzung von anderen Bezugsquellen oder die Steigerung der Produktion an anderen Standorten – sei zeitintensiv und lässt sich nicht von heute auf morgen erreichen. Der Chipmangel könnte sich sogar noch bis ins kommende Jahr negativ auf die Autoproduktion auswirken. Die Verfügbarkeit von Neuwagen wird also vorerst nicht besser, die Lieferzeiten bleiben überdurchschnittlich lange, die Preise gehen weiter in die Höhe, speziell auch auf dem Gebrauchtwagenmarkt.

Historischer Tiefstand erwartet

Die insgesamt schwierigen Rahmenbedingungen auch auf Nachfrageseite hätten aktuell noch kaum Auswirkungen, meint Preiss: "Steigende Inflation, stockende Konjunktur, extrem hohe Spritpreise – all diese Faktoren könnten sich mittelfristig auf die Nachfrage auswirken, spielen aktuell aber für die Autobranche noch keine Rolle." Derzeit erscheine ein Rückgang der Neuzulassungen in der EU um etwa zehn Prozent gegenüber dem Vorjahr realistisch, so Preiss: "Der EU-Neuwagenmarkt könnte 2022 auf einen neuen historischen Tiefstand fallen."

Elektro-Verkäufe rückläufig

Die Krise bei der Versorgung mit wichtigen Zulieferteilen bremst zunehmend auch die Absatzdynamik auf dem Wachstumsmarkt für elektrifizierte Neuwagen, gerade bei Plug-in-Hybriden: Der Absatz von Elektroautos und Plug-in-Hybriden stieg in den fünf größten Märkten Westeuropas (Deutschland, Großbritannien, Frankreich, Italien und Spanien) im März nur noch um sieben Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat, nachdem im Februar noch ein Wachstum von 36 Prozent verzeichnet worden war. In Österreich schrumpfte der Absatz elektrifizierter Neuwagen im März gegenüber dem Vorjahresmonat sogar um 17 Prozent.

Besonders stark abgebremst wurde die Wachstumsdynamik bei Plug-in-Hybriden. Deren Absatz schrumpfte in den Top-5-Märkten im März um 18 Prozent und in Österreich um 30 Prozent, während bei reinen Elektroautos ein Plus von 31 Prozent (Top-5-Märkte) bzw. ein Minus von elf Prozent (Österreich) verzeichnet wurde.

"Absatz von E-Autos könnte deutlich höher sein"

"Der Absatz von Elektroautos und auch Hybridmodellen könnte deutlich höher sein, wenn die Industrie lieferfähig wäre. In Elektroautos sind noch mehr Chips verbaut als in konventionellen Pkw, der Chipmangel trifft das Segment daher besonders stark", beobachtet Preiss.

Der Marktanteil elektrifizierter Neuwagen (Elektro und Plug-in-Hybride zusammen) stieg im März im Vergleich zum Vorjahresmonat in den Top-5-Märkten von 15,3 auf 20,4 Prozent. In Österreich kletterte der Marktanteil – trotz rückläufiger Neuzulassungen auch im Elektro-Segment – von 17,3 auf 20,4 Prozent.

Großbritannien wies im März mit 25,6 Prozent den höchsten Marktanteil elektrifizierter Neuwagen unter den Top-5-Märkten Westeuropas auf, gefolgt von Großbritannien (22,7 Prozent).

Bei reinen Elektroautos lag hingegen Großbritannien mit einem Anteil von 16,1 Prozent im März vorn, während Plug-in-Hybride in Deutschland am beliebtesten waren (Marktanteil: 11,3 Prozent).