Der Rubel hat am Donnerstag von der Anweisung des russischen Präsidenten Wladimir Putin profitiert, an einige Staaten wie Deutschland Erdgas nur noch gegen Zahlung in Rubel zu liefern. Am Vormittag kostete ein Dollar rund 96 Rubel (0,85 Euro). Der ukrainische Außenminister warnte die EU indessen davor, der Forderung Putins nachzukommen.

Vor der Anweisung Putins vom Mittwoch hatte ein Dollar noch mehr als 100 Rubel gekostet. Nach dem Einmarsch Russlands in die Ukraine im Februar war der Kurs drastisch abgestürzt. Für einen Dollar mussten zeitweise fast 160 Rubel gezahlt werden.

Putin hatte am Mittwoch angekündigt, Gas-Lieferungen an von Russland als "unfreundliche Staaten" bezeichnete Länder nur noch in Rubel abzurechnen. Zu den betroffenen Ländern gehören Deutschland und alle anderen Staaten der Europäischen Union (EU), daneben auch die USA, Kanada und Großbritannien. Regierung und Zentralbank wurde eine Woche Zeit gegeben, um die Modalitäten der Umstellung festzulegen.

Der ukrainische Außenminister Dmytro Kuleba hat die EU-Staaten daraufhin davor gewarnt, auf die russische Forderung hin Gasimporte künftig in Rubel zu bezahlen. Es wäre demütigend, falls ein EU-Land darauf eingehen sollte, schrieb Kuleba am Donnerstag auf Twitter. "Das ist, als ob man mit einer Hand der Ukraine hilft und mit der anderen Russland hilft, Ukrainer zu töten." Die Europäer sollten "eine weise und verantwortungsvolle Entscheidung" treffen.

Wifo-Chef Gabriel Felbermayr spricht von einer "Sackgasse" und einem "Dilemma", in dem man sich befinde, weil der Kreml Gas nur mehr gegen Rubel liefern will. "Denn Rubel bekommt man nur über die russische Zentralbank und das ist das Dilemma, in dem wir momentan stecken", sagt Felbermayr. Es gehe also um Rubel, "die wir nicht haben".

60 Prozent Euro, 40 Prozent US-Dollar

Analysten der Dekabank bewerteten den Schritt Russlands deswegen als ökonomisch wenig sinnvoll. Er dürfte letztlich ein Versuch sein, die EU zu zwingen, die eigenen Sanktionen zu unterlaufen. "Denn aktuell wären solche Zahlungen sanktionsbedingt kaum umsetzbar." Westliche Länder haben im Ausland lagernde russische Devisenreserven weitgehend blockiert. Zudem sind zahlreiche russische Geschäftsbanken von dem für internationale Zahlungen wichtigen Informationssystem Swift ausgeschlossen worden.

Devisenfachmann Ulrich Leuchtmann von der Commerzbank gibt allerdings zu bedenken, dass nicht alle russischen Banken von Swift ausgeschlossen seien. Der Erwerb von Rubel, um damit die Gas-Rechnung zu bezahlen, sei also durchaus möglich. "Um Rubel zu erwerben, muss niemand die Sanktionen gegen die russische Zentralbank brechen."

Der Schritt Putins dürfte außerdem darauf abzielen, den taumelnden Rubel zu stützen. Mit der Zahlung der Gas-Lieferungen in der russischen Währung würde die Rubel-Nachfrage zunehmen, was den Rubelkurs unterstütze, kommentierte Expertin Kerstin Hottner vom Investmenthaus Vontobel. Aktuell würden etwa 60 Prozent der russischen Gaslieferungen in Euro und 40 Prozent in US-Dollar bezahlt.