Weil die Lautstärke des Hörspiels von Valentin (3) nicht passt, unterbricht Johanna Zikulnig das Telefoninterview für ein paar Sekunden. Die Biomedizintechnikerin ist zu Hause, weil Valentins Tagesmutter ausgefallen ist. „Aber das macht nichts“, sagt sie ruhig. „Dann arbeite ich eben am Nachmittag.“ Die 31-jährige Kühnsdorferin entschied sich nach der Matura für „Biomedical Engineering“ an der TU Graz und startete 2017 ihre Laufbahn in der Wissenschaft. Seit 2019 ist sie bei Silicon Austria Labs (SAL), einem außeruniversitären Spitzenforschungszentrum für elektronikbasierte Systeme mit Standorten in Villach, Graz und Linz. Und macht nebenbei ihr Doktorat an einer Schweizer Uni.
Immer am Ball zu bleiben. Technologische Entwicklungen in Gang zu bringen. Das ist, was ihr an ihrem Beruf so gut gefällt. Dass sie als Frau Karriere macht, beeindruckt Zikulnig selbst ebenso wenig wie die Hörspiel-Lautstärke. „Und ich wünsche mir, dass Forscherinnen oder Technikerinnen für die Gesellschaft irgendwann nicht mehr beeindruckend sind. Dass das ganz normal ist.“

Forscherin Johanna Zikulnig: "Finanziell unabhängig sein."
Forscherin Johanna Zikulnig: "Finanziell unabhängig sein." © Helge Bauer/SAL


Zwei Lebenshaltungen Zikulnigs dürfen für die komplette Unternehmensphilosophie im SAL stehen. Da ist einerseits die Abkehr von rigiden Arbeitszeiten. Andererseits die finanzielle Unabhängigkeit von Frauen. Zikulnig sagt: „Ein eigenes Einkommen schafft Handlungs- und Entscheidungsspielraum unabhängig von der privaten Lebenssituation.“
Die gebürtige Leobnerin Sabine Lengger gab ihre Assistenzprofessur in England für die Silicon Austria Labs auf. „Ich wollte mehr Forschung, weniger Lehre“, sagt die 38-jährige Biochemikerin, die den Doktortitel in Analytischer Meereschemie hat. „Während des Studiums waren wir in Chemie zur Hälfte weiblich, zur Hälfte männlich. Aber dann? Irgendwo ist eine Leaking Pipeline im System, ein Leck in der Leitung.“
Kann das Leck mit Frauenquoten gestopft werden? „Unter anderem schon, ja. Und ich halte Frauennetzwerke für wichtig.“

Ebenso wie ihre Mitarbeiterinnen, so ist auch Christina Hirschl (43), SAL-Standortleiterin in Villach, wo 137 der 251 Mitarbeiterinnen beschäftigt sind, und Chefin der Abteilung Sensor-Systeme, „überzeugte Technikerin“. „Ich finde es faszinierend, wie sich eine Idee manifestiert. Wie aus dem ersten Prototypen ein Produkt wird. Green Deal, Energieeffizienz: Große Themen unserer Zeit gäbe es nicht ohne technologischen Fortschritt“, sagt die Mutter von Linus (14) und Anika (12).

Christina Hirschl: "In der modernen Zeit ändern sich die Arbeitsweisen."
Christina Hirschl: "In der modernen Zeit ändern sich die Arbeitsweisen." © SAL/Helge Bauer


Auch gesellschaftlich treiben die SAL Entwicklungen: „Bei uns ist die Arbeitszeit flexibel. Neu ist unser Teilzeit-All-in-Modell, um Karriereunterbrechungen durch Schwangerschaften finanziell abzumildern – auch für Männer in Elternzeit. Teilzeit ist nicht nichts wert. Es ist auch nicht jeder gleich belastbar“, sagt Hirschl, die auf einen 18-prozentigen Frauenanteil in der SAL-Forschung verweist. Tendenz steigend. Ihr Credo: „Frauen arbeiten anders, aber gleich gut.“ Nachsatz: „Allerdings sehen wir im Kleinen Schwarzen besser aus.“