Man könnte von einem Schritt in die richtige Richtung sprechen: Der Equal Pay Day soll den Lohnunterschied zwischen Männern und Frauen markieren. Bis zu diesem Tag arbeiten Frauen quasi "gratis" und er ist in Österreich heuer um eine Woche früher als noch im 2021, am 15. Februar.

Ist Österreich damit bei der Gleichstellung der Geschlechter einen Schritt weiter? Leider nein. Denn das neue Datum entspringt der Besonderheit der Berechnung des Equal Pay Days. Verglichen werden nur die Gehälter bei Vollzeit-Jobs. Frauen, die in Teilzeit arbeiten, fallen aus der Berechnung heraus. Dasselbe gilt freilich für Männer.

Und hier kommt die Coronakrise ins Spiel. Der Beobachtungszeitraum fällt nämlich ins Jahr 2020. Damals waren Männer viel öfter von Kurzarbeit betroffen oder mussten krisenbedingt die Arbeitszeit reduzieren. Damit vielen deutlich mehr Männer aus der Statistik. Dazu kommt, dass Frauen in besser bezahlten Jobs eher in einer Vollzeitbeschäftigung blieben.

Falsch positiv

Erhoben wird die Statistik von der Arbeiterkammer und selbst AK-Präsidentin Renate Anderl, nennt das Ergebnis "falsch positiv". "Die Verkleinerung des Einkommensunterschiedes ist nicht dadurch zustande gekommen, weil Frauen besser verdient haben, sondern weil Männer 2020 weniger verdient haben." Und berechnet man die Teilzeit mit ein, ist das Einkommen der Frauen sogar im Schnitt um 35 Prozent geringer.

Nimmt man diese Zahl als Grundlage, würde es noch bis ins Jahr 2362 dauern, bis Frauen tatsächlich gleich viel verdienen wie Männer, berechnet das Momentum-Institut. "Österreichs Gender Pay Gap hat sich in den letzten 20 Jahren um nur zwei Prozentpunkte verringert", erklärt Momentum-Ökonomin Sophie Achleitner. 

Gewerkschaft und Arbeiterkammer fordern daher mehr Gehaltstransparenz in den Unternehmen und den Ausbau der Kinderbetreuungseinrichtungen. In Richtung Arbeitsminister sagt SPÖ-Frauenvorsitzende Eva-Maria Holzleitner: "Den Frauen auszurichten, sie sollen halt mehr Vollzeit arbeiten, wie das Arbeitsminister Kocher zum Jahreswechsel getan hat, ist unfair."