Der Schweizer Franken Libor-Zinssatz gilt seit mehr als drei Jahrzehnten als Basiszins für Konten, Hypotheken oder Kredite – in Österreich für Schweizer-Franken Kredite. Ab 1. Jänner 2022 wird der Schweizer Franken-Libor (London Interbank Offered Rate) nach einer EU-Verordnung durch den Geldmarktzins Saron (Swiss Average Rate Overnight) ersetzt.

Der Grund für den Wechsel ist, dass der Libor als nicht mehr repräsentativ gilt. Denn seit Ausbruch der Finanzkrise 2008 leihen sich Banken nicht mehr im großen Stil gegenseitig Geld für drei, sechs und zwölf Monate aus. Entsprechend fehlen echte Transaktionen.

Konsumentenschützer Achernig: "Gewisse Unsicherheit"
Konsumentenschützer Achernig: "Gewisse Unsicherheit" © AK/KK

Beim Saron wird der Zins jeden Tag neu berechnet. Weil er auf tatsächlichen Transaktionen beruht, soll er mehr Transparenz bringen. Die Transaktionen laufen über die Schweizer Börse SIX. Entsprechend veröffentlicht die SIX diesen Index, der schon längere Zeit parallel zum Libor abgebildet wird.

Hypothekarkreditverträge können durch den Saron zwar weiterhin bedient werden, jedoch birgt der Wechsel eine gewisse Unsicherheit: „Bei einer allfälligen Anpassung des Hypothekarvertrages aufgrund der Änderung des Basiszinssatzes ist unbedingt darauf zu achten, dass kein Nachteil für die Konsumenten entsteht“, sagt AK-Konsumentenschützer Stephan Achernig. „Grundsätzlich sieht der Gesetzgeber vor, dass eine Vertragsänderung nicht zum Nachteil für Kreditnehmer werden darf.“ Erfahrungswerte gibt es noch nicht. Anfragen von Kreditnehmern verzeichnet die Arbeiterkammer bereits vereinzelt.

Täglich neu berechnet

Der wichtigste Unterschied des Sarons im Vergleich zum Libor ist, dass er alle 24 Stunden neu berechnet wird. "Um erhebliche Wertverschiebungen zu vermeiden, enthält der Saron eine Spread-Anpassung", heißt es von der Finanzmarktaufsicht (FMA). Aktuell beträgt er – genau wie der Libor auch – im Minusbereich. Zur Berechnung des Kundenzinses wird er auf null gestellt. Für Kreditnehmer bedeutet die Umstellung im aktuellen Tiefzinsumfeld keinen Kostennachteil.

Nur noch 5,7 Prozent Fremdwährungskredite

Seit dem Neuvergabeverbot im Herbst 2008 wurden 81 Prozent aller Fremdwährungskredite in Österreich abgebaut – im Ausmaß von 38 Milliarden Euro. Derzeit liegt das Volumen laut Finanzmarktaufsicht bei 9,74 Milliarden Euro. Im Vergleich zum dritten Quartal 2020 ist das ein Minus um zwei Milliarden.

Der Anteil der Fremwährungskredite an allen aushaftenden Krediten liegt derzeit bei 5,7 Prozent. Mit 96,7 Prozent entfällt der überwiegende Teil an Fremdwährungskrediten auf Darlehen in Schweizer Franken.

Neben dem Saron wird der Sonia für das Britische Pfund, der Tona für den Japanischen Yen und der Sofer für US-Dollar eingeführt.