Angefangen hat Lidl 2016 damit, Feuerwerkskörper aus dem Sortiment zu verbannen, nach Rewe und den marktführenden Baumärkten (ausgenommen Hagebau) folgten heuer Spar und Hofer (ab 2022) dem Beispiel. Die Handelsketten treffen den Zeitgeist. In einer Umfrage auf kleinezeitung.at sprechen sich 64 Prozent der 2362 abgegebenen Stimmen (Stand Montag, 18 Uhr) für ein generelles Verbot von Feuerwerken aus, weitere 22 Prozent sind für eine Einschränkung.

Kracher und Raketen sind im stationären Handel also kaum noch zu finden, es bleiben Waffengeschäfte und Fachhändler in Straßenständen oder Verkaufscontainern. 900 verteilen sich auf Österreich, die Ketten kommen zusammen auf mehrere Tausend Filialen. „Im Fachhandel gibt es mehr Beratung – die gab es im Supermarkt gar nicht“, sind sich die Vertreter der Feuerwerksbranche – Rudolf Jost von der Wirtschaftskammer und Hans Matthias Liebenwein vom Verband der österreichischen Pyrotechnik – einig.

Schmuggelware

Allerdings tat sich mit dem Rückzug des Handels ein anderes Problem auf; stark steigend sind seither die Bestellungen im Internet und der Schmuggel diverser Pyrotechnik nach Österreich. Das wiederum konterkariert das Ziel, Tiere und Umwelt zu schützen, da aus dem Ausland oftmals lautere und gefährlichere Produkte nach Österreich gelangen, die die heimischen Normen nicht erfüllen.

Dies beobachtete zuletzt auch das Innenministerium mit Sorge. Minister Gerhard Karner (VP) kündigte heuer eine „besonders genaue Überwachung des Pyrotechnikgesetzes“ an (im Ortsgebiet drohen Strafen bis 3600 Euro). Der Entschärfungsdienst des Innenministeriums wurde 2021 bis jetzt zu 56 Einsätzen wegen pyrotechnischer Gegenstände gerufen.

Branche sieht sich unfair behandelt

Passiert etwas, „geht das zulasten der gesamten Branche“, sagt Jost zur Kleinen Zeitung. Auch der Umstand, dass der Lebensmittel- und Baustoffhandel kein Feuerwerk mehr anbieten will, „macht unser Image schlecht“. In das Eck, dass sie mit ihren Erzeugnissen die Luft verschmutzen und Tiere ängstigen, sehen sich Jost und Liebenwein nämlich zu Unrecht gestellt. In Österreich gehandelte Fabrikate seien zu 90 Prozent frei von Kunststoffen (da überwiegend aus Pappe) und auf höchstens 120 Dezibel Lautstärke reduziert. Laut Studie (im Auftrag des Pyrotechnikhandels) seien Feuerwerke nur für 0,28 Prozent des jährlichen Feinstaubes in Österreich verantwortlich, der noch dazu wasserlöslich und damit weniger schädlich sei, so Jost. Beim CO2 habe man einen Anteil von 0,0001 Prozent an den Emissionen, „Silvester ist einmal im Jahr“.

Schulterschluss mit Tierschützern

So gelang Liebenwein, Pyrotechnik-Unternehmer in dritter Generation, ein seltener Schulterschluss mit der ehemaligen Grün-Politikerin und aktiven Tierschutz-Austria-Chefin Madeleine Petrovic. Bei allen gegensätzlichen Zielen wolle man gemeinsam gegen die Verwendung illegaler Böller kämpfen. „Wenn Sie nicht darauf verzichten können, Feuerwerkskörper einzukaufen, dann bitte nur legal in Österreich zugelassene Knallkörper der lärmbeschränkten Kategorien F1 und F2“, appelliert Petrovic in einer gemeinsamen Aussendung mit dem Pyrotechnikverband.

Nachsatz: „Unser langfristiges Ziel als Tierschützerinnen bleibt der Umstieg auf tierfreundliche Alternativen.“ Das wären laut Petrovic geregelte Feuerwerke zu speziellen Anlässen (wie Silvester) „fern von Orten, wo sich empfindsame Lebewesen aufhalten“.

Die Pyrotechniker seien ja auch „große Freunde der Tiere“, betont Liebenwein. „Die meisten von uns haben selbst Haustiere“, sagt Jost.