Um Unternehmern Unterstützung bei der Digitalisierung zu bieten, stellt das Kompetenznetzwerk DIH Südkostenlose Workshops zur Verfügung. Mit dem Themenschwerpunkt "Digitalisierung in Beherbergungsbetrieben" werden aktuell Workshops vom Institut für Innovationsmanagement und Unternehmensgründung der Universität Klagenfurt angeboten. Der Aufbau der Workshops ist auf Kleinbetriebe ausgerichtet und soll auf die Digitalisierung der Geschäftsmodelle von beispielsweise kleinen Hotels, Pensionen und Campingplätzen eingehen.

Wolfgang Lattacher
Wolfgang Lattacher © Helge Bauer

"Digitalisierung betrifft jedes Unternehmen und birgt, wie jeder technologischer Wandel, sowohl Chancen, aber auch Gefahren –  insbesondere für jene, die sich dem Thema verweigern", so Erich Schwarz, Institutsvorstand am Institut für Innovationsmanagement und Unternehmensgründung. Vor allem im Tourismusbereich soll Digitalisierung für wesentliche Veränderungen gesorgt haben. Beispielsweise hat sich die Art, wie Beherbergungen gesucht werden, gewandelt. Für kleinere Unternehmen, die bislang noch keine Möglichkeit hatten, ihre Geschäftsmodelle zu digitalisieren, werden nun kostenlose Workshops zur Unterstützung bereitgestellt. Durch digitale Präsenz könne man auch neue Kundenschichten ansprechen.

Bedarf in der Beherbergungsbranche zeigt sich

Die Problematik stelle sich insbesondere in Betrieben, bei denen die Nachfolge bislang ungeklärt ist. Für diese stellt sich die Frage, ob Investitionen in neue Technologien noch ökonomisch sinnvoll seien. Fehlende Kompetenzen oder Ressourcen werden als weiterer Problembereich aufgegriffen. "Wir versuchen dieses Thema in unseren Workshops auch anzusprechen", erklärt Schwarz. Sie bieten mit den Workshops erste Ideen an, es hänge letztlich aber von den Unternehmern selbst ab, ob sie entsprechende Veränderungen durchführen.

Digitalisierung als unterstützende Technologie

Personalmangel im Tourismus wird als aktuelles Thema aufgegriffen. So soll die Anpassung des Geschäftsmodells den Auswirkungen entgegensteuern können. "Das Überleben eines Unternehmens kann so abgesichert werden", sagt Schwarz zum Einsatz von neuen Technologien. Digitalisierung solle aber nicht als Selbstzweck wahrgenommen werden, sondern als Unterstützung, um bessere Produkte für Kunden zu generieren und Kosten im Unternehmen zu senken. "Tourismus ist immer personalabhängig. Wenn es nicht im nötigen Ausmaß verfügbar ist, müssen sich Unternehmer etwas überlegen. Und genau da setzen wir an", so Schwarz zu den Inhalten des Workshops.

Erich Schwarz
Erich Schwarz © aau_maier

"Wir versuchen zu inspirieren", ergänzt Wolfgang Lattacher, Vortragender in den Workshops. Geschäftsmodelle der jeweiligen Unternehmen sollen analysiert und auf den Nutzen für Kunden heruntergebrochen werden. Auf die Stärken der Teilnehmer wird individuell eingegangen. "Es hat keinen Sinn, Digitalisierung um der Digitalisierung willen zu betreiben", so Lattacher. Die bestehenden Stärken der Betriebe sollen forciert und mit Lösungsansätzen gefördert werden. Erarbeitete Ideen können im weiteren Verlauf in das bestehende Geschäftsmodell implementiert werden.

Unterstützung von Kärntner Schülern

Die teilnehmenden Unternehmer entwickeln gemeinsam mit Schülern aus Schulen mit Tourismus- und Digitalschwerpunkt Ansätze zur Digitalisierung ihrer Geschäftsprozesse. Aktuell betreffe dies vor allem Schüler der KTS Villach. "Durch die Kooperation mit Schulen profitieren KMU-Beherbergungsbetriebe doppelt. Sie verlassen den Workshop mit kreativen Ansätzen von sogenannten Digital Natives und werden mit möglichen künftigen Mitarbeitern nachhaltig vernetzt", ergänzt Lattacher. Gemeinsam soll an passenden Ideen gearbeitet werden, um digitale Elemente in ein bestehendes Geschäftsmodell zu implementieren. Ziel soll sein, mit erarbeiteten Ideen eine Basis an neuem Wissen für Unternehmer zu schaffen, sodass sie nach eigenen Bedürfnissen ihre Geschäftsmodelle anpassen können.

Die Zusammenarbeit mit Schulen werde bewusst gesucht, um Potenzial der jüngeren Generationen auch fördern zu können. "Das passt auch in die Strategie des Instituts für Innovationsmanagement und Unternehmensgründung, das danach strebt, einen Beitrag zu einem innovationsfördernden Ökosystem zu leisten", so Schwarz.

Sensibilisierung, Austausch und Vernetzung

Zu Beginn des Workshops erfolgt eine grundsätzliche Sensibilisierung für das Thema. Ziel sei nicht, den Unternehmern die unbedingte Notwendigkeit für die Digitalisierung zu unterbreiten, sondern Problembereiche aufzuzeigen. In weiterer Folge werden die jeweiligen Geschäftsmodelle der Unternehmen vorgestellt und passende Ansätze zur Digitalisierung erarbeitet. "Wir zeigen unseren Teilnehmern die Möglichkeiten auf", so Lattacher.

Chancen der Digitalisierung sieht der Vortragende darin, dass Prozesse effizienter gestaltet werden können. "In Zeiten von Mitarbeitermangel und Kostendruck soll es auch für kleinere Kärntner Beherbergungsbetriebe möglich sein, mitzuhalten", erklärt Lattacher. Ihre Stärke, die besondere Kundennähe, soll durch digitale Lösungen forciert werden.

"Unternehmungen, meist mit den gleichen Herausforderungen, lernen sich in unseren Workshops kennen", erzählt Schwarz. Ein Lernen zwischen den Betrieben werde angestrebt. Durch die Zusammenarbeit mit Schülern können auch hier erste Vernetzungen im Bildungsbereich und mögliche Praktika erzielt werden.

Aufgrund der hohen Nachfrage sind mit Anfang 2022 weitere Termine geplant. Bislang haben die Workshops online stattgefunden. Präsenztermine sind situationsabhängig, sollen aber auch in Planung sein. Die Teilnahme an den Workshops ist für Klein- und Mittelbetriebe kostenlos, möglich ist das durch die finanzielle Unterstützung der Österreichischen Forschungsförderungsgesellschaft sowie der Bundesländer Kärnten und Steiermark.