Eugendorf, im Salzburger Flachgau. Kaum jemand hätte wohl vor Beginn der Corona-Pandemie gedacht, dass die 7000-Seelen-Gemeinde zu einer zentralen Drehscheibe werden sollte. Zu tun hat das mit Novogenia. Einem „humangenetischen Labor“, das darauf spezialisiert ist, per Genanalyse zu testen, welche Medikamente Menschen nicht vertragen oder welche Nährstoffe sie brauchen.

„Ein Prozent Zeit“ hätte er in diesen Tagen für das Kerngeschäft, erzählt Daniel Wallerstorfer am Telefon. Zu tun hat das mit Covid-19. Novogenia ist nämlich einer der führenden Akteure, wenn es um die Auswertung von PCR-Tests geht. Die behördlich angeordneten Proben aus der Steiermark oder Niederösterreich landen ebenso im Eugendorfer Labor wie zahlreiche Schultests und die Heimgurgeltests aus Oberösterreich, Niederösterreich und Salzburg.

Gründete Novogenia im Jahr 2009: der Molekularbiologe Daniel Wallerstorfer
Gründete Novogenia im Jahr 2009: der Molekularbiologe Daniel Wallerstorfer © (c) Lisa Jungmann

Beschäftigte Novogenia vor der Krise 70 Mitarbeiter, sind es jetzt mehr als 500. 750.000 Proben werden Woche für Woche ausgewertet, „15 Millionen Euro“ steckte das Unternehmen laut Wallerstorfer, Gründer und Geschäftsführer, in neue Infrastruktur. Lief das Novogenia-Geschäft lange Zeit gut, kam es zuletzt ins Stocken. Zu tun hat das mit den Heimgurgeltests.

"Lockdown hilft, alle Labore zu entlasten"

„Man muss die Laborkapazität in zwei Teilen sehen“, erklärt Daniel Wallerstorfer. Einerseits gäbe es Kapazität, in der man die Pools, also die vermischten Proben von mehreren Personen, großflächig analysiert. „Da sind wir hochautomatisiert und haben freie Kapazitäten. Das Problem entsteht bei den Rückstellproben.“ Ist ein Testpool nämlich positiv, müssen die einzelnen Proben auch einzeln analysiert werden. Steigen die Positiv-Raten bei den Tests, steigen die Rückstellungen. Genau das passiert zurzeit in hohem Maße. Wallerstorfer: „Personen, die positiv sind, verwenden Heimgurgeltests als eine Art Fiebermesser. Die testen sich jeden Tag, um zu schauen, wie sich das Virus verändert.“ Das führe zu Positiv-Raten von 5 Prozent – das Pooling aber laufe nur bis 1,5 Prozent gut. Die Folge: Novogenia stößt an Kapazitätsgrenzen, Testergebnisse verzögern sich, das Geschäft wird unrentabel. „Der Lockdown hilft, alle Labore zu entlasten“, sagt Wallerstorfer.

Parallel zur gestiegenen Aufmerksamkeit gesellten sich bei Novogenia auch mutmaßliche Hackerangriffe und kritische Berichte. Mitarbeiter erhoben darin Vorwürfe. Etwa, dass Neun-Stunden-Schichten ohne Pause geleistet werden müssten. „Derlei Berichte sind unangenehm“, sagt Wallerstorfer. Eine Folge sei die Überprüfung des Arbeitsinspektorakts gewesen, das „keinerlei Probleme entdeckte“. Dass die Belastung in Spitzenzeiten hoch ist, bestreitet der Molekularbiologe nicht. Ebenso herausfordernd sei es, Personal zu finden. „Der Markt ist ausgeschöpft“, erzählt Wallerstorfer. Deswegen hole man „Naturwissenschaftler aus Wien mit dem Bus nach Salzburg“.