Ein aufpoppendes Bildschirmfenster rechts unten, ein dringender Anruf, eine piepsende WhatsApp-Nachricht am Handy, eine kurze Zwischenfrage eines Kollegen und die Unterlagen vom übernächsten Termin schon im Augenwinkel: So wird das nichts! Der durchschnittliche Bürojob ist nicht selten auf stetige Bereitschaft, statt auf hochwertige Arbeitsergebnisse ausgelegt. Das Ergebnis: Ablenkungen allerorts, die die Produktivität senken. Denn wer einmal unterbrochen wurde, macht fast nie dort weiter, wo er aufgehört hat. Ist die Konzentration erst einmal entgleist, braucht es Zeit und Energie, sie wieder in die Spur zu bringen.

Wie aber schafft man ein stimulierendes Arbeitsumfeld, in dem man sich ungestört einer Sache widmen kann und damit schneller sein Ziel erreicht? „Denn wenn das Gehirn die Maschine der Kreativ-, Dienstleistungs- und Technologiebranche ist, warum unterbricht man es dann ständig, statt es in Schwung zu bringen“, hat sich auch Cal Newport gefragt. Der Professor für Computer Sciences an der Georgetown Universität hat als Antwort ein eigenes Modell entwickelt: Deep Work – sinngemäß ein „tiefes Eintauchen“ in die Arbeit. Es baut auf einem Höchstmaß an Konzentration und dem Verbannen von Ablenkungen aller Art auf.

Externen Einflüssen aus dem Weg gehen

In Zeiten fragmentierter Aufmerksamkeit klingt das wie eine unwirkliche Antithese zum Arbeitsalltag zwischen Großraumbüro und Homeoffice.
Newport vergleicht die von ihm empfohlene Abschottung von der Außenwelt mit dem Alltag eines Mönchs. Zumindest für klar definierte, bestenfalls regelmäßige Zeitfenster sollte man alles, was man zum Erledigen einer bestimmten Aufgabe nicht dringend benötigt, wegblenden – oder diesen externen Einflüssen aus dem Weg gehen, indem man sich eigene Deep- Work-Arbeitsplätze, Räume für intensives Nachdenken, einrichtet. Für Multitasking ist der Mensch nämlich nicht gebaut – zumindest nicht, wenn Höchstleistungen gefragt sind und kognitive Fähigkeiten bis an ihre Grenzen beansprucht werden.

Hilfreich ist dabei, die anstehenden Aufgaben nach Dringlichkeit und Komplexität zu sortieren und dem Gehirn am Beginn der Arbeit die Möglichkeit zum Aufwärmen zu geben. Es funktioniert wie ein Muskel, der erst auf Betriebstemperatur gebracht werden muss.

Es gibt freilich auch Zonen und Zeiten abseits des isolierten Fokus. „Shallow Work“ nennt sich das in Newports Modell – „seichte Arbeit“ also: Aufgaben, die eher anspruchslos sind und die man auch abgelenkt und miteinander kombiniert ausführen kann. Und dann gibt es die Wirklichkeit – in der es unmöglich ist, Ablenkungen völlig zu isolieren. Wut und Ärger helfen da wenig. Sie lenken nur noch mehr ab, wo eigentlich Konzentration gefragt wäre.