1906 wurde der knapp acht Kilometer lange Eisenbahn-Karawankentunnel zwischen Österreich und Slowenien in Betrieb genommen. Damals war es eine technologische Meisterleistung. In den vergangenen 115 Jahren hat sich aber nicht viel getan. Auf zwei Gleisen ging es im für heutige Standards Schneckentempo von 50 Stundenkilometern durch den Tunnel. In den vergangenen zehn Monaten wurde der Tunnel in einem Gemenschaftsprojekt der beiden Länder komplett runderneuert und modernisiert.

Anstatt der bisher zwei Schienen gibt es jetzt nur noch eine, die technisch ebenso auf dem neuesten Stand ist, wie die Sicherheitseinrichtungen im Tunnel. Die Züge fahren mit 120 Stundenkilometern. "Obwohl es ein eingleisiger Tunnel ist, hat er eine deutlich höhere Leistungsfähigkeit, als der alte", sagt Andreas Matthä, der Vorstandsvorsitzende der ÖBB am Donnerstag bei der offiziellen Inbetriebnahme in Rosenbach. Die Züge würden in einem kürzeren Abstand fahren, als bisher, wodurch gewährleistet sei, dass der Güterverkehr gut laufe.

"Es ist ein Zusammenführen von Räumen von München bis Thessaloniki", erklärt Landeshauptmann Peter Kaiser. "Der Karawanken-Eisenbahntunnel steht für das, wofür auch Europa steht - für die Überwindung der Grenzen", so Martin Selmayr, der Leiter der EU-Kommission in Österreich. Und die von der europäischen Union unterstützte Sanierung des Tunnels erleichtere vor allem auch den Gütertransport an die Adriahäfen Koper und Rijeka, die für Österreich eine wesentliche Rolle spielen.

Landeshauptmann Peter Kaiser, Bundesministerin Leonore Gewessler, Martin Selmayr, der Leiter der EU-Kommission in Österreich, Jernej Vrtovec, Minister für Infrastruktur in der slowenischen Regierung, ÖBB-Vorstand Andreas Matthä
Landeshauptmann Peter Kaiser, Bundesministerin Leonore Gewessler, Martin Selmayr, der Leiter der EU-Kommission in Österreich, Jernej Vrtovec, Minister für Infrastruktur in der slowenischen Regierung, ÖBB-Vorstand Andreas Matthä © Kleine Zeitung / Weichselbraun

Rund 140 Millionen Euro sind in die Sanierung des Karawankentunnels geflossen, finanziert von Österreich, Slowenien und der EU. "Mit der Freigabe des Bahnverkehrs durch den Karawankentunnel haben wir einen großen Schritt getan, um den Verkehr zwischen den beiden Ländern flüssiger zu gestalten und die Bedingungen für die Wirtschaft und die Fahrgäste zu verbessern", freut sich der Minister für Infrastruktur in der slowenischen Regierung, Jernej Vrtovec. Die Zusammenarbeit im Bereich Transport soll so noch intensiver werden.

Tunnel von Rosenbach nach Jesenice
Tunnel von Rosenbach nach Jesenice © Kleine Zeitung / Weichselbraun

26.000 Meter Schienen wurden zwischen Rosenbach und Jesenice verlegt sowie rund 40.000 Tonnen Gleisschotter, mehr als 20.000 Schwellen, 31 Kilometer Glasfaserkabel und 16 Kilometer Funkkabel. "Mehr Bahn heißt mehr Klimaschutz", sagt die Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie", Leonore Gewessler. Rund 17,5 Milliarden Euro sollen in den kommenden sechs Jahren in Österreich in die Bahninfrastruktur investiert werden, so Gewessler.