Die Amazonisierung erreicht auch die Versicherungswirtschaft. Vor allem jüngere Kunden wollen leichtere Schadensfälle gerne online einreichen und schnell Feedback erhalten. "Über unsere Losleben-App werden 3500 Leistungen pro Woche eingereicht und gelangen schnell zur Auszahlung. Viele Fälle können gänzlich digital abgewickelt werden", sagt Ralph Müller,Generaldirektor der Wiener Städtischen Versicherung. "Wir werden daher in den nächsten drei Jahren 100 Millionen Euro in digitale Prozesse und in Künstliche Intelligenz stecken", stellt er in Aussicht.

Weil bei den Versicherungsnehmern in der Pandemie gleichzeitig der Bedarf an persönlicher Beratung steigt, sucht das Unternehmen österreichweit 300 neue Außendienstmitarbeiter, 14 davon in Kärnten und Osttirol.

Das alles ist möglich, weil die Wiener Städtische stabil durch das Coronajahr 2020 gekommen ist. Keiner der 4000 Mitarbeiter (213 davon in Kärnten) war in Kurzarbeit. Beim Prämienvolumen erzielte das Unternehmen ein Plus von drei Prozent - das ist doppelt so viel wie der Markt, der um 1,5 Prozent zulegte.

Wachstumssparten sind vor allem die Unfall- und die Krankenversicherung, nicht zuletzt, weil das Sicherheitsbedürfnis durch Corona zugenommen hat. Die fondsgebundene Lebensversicherung ist wegen der Nullzinsphase schon länger unter Druck. Bei der Wiener Städtischen gingen die Prämien zuletzt um 0,6 Prozent zurück. "Dabei ist es gerade für die jüngere Generation unabdingbar, zusätzliche Kapitalstöcke zu bilden", sagt Müller, selbst zweifacher Vater.

Ein schwerwiegener Kostenfaktor sind die Naturkatastrophen und die Unwetter. Seit 2003 hat die Wiener Städtische dafür eine Milliarde Euro an Schadensaufwendungen gehabt. Heuer allein hat sie schon 38 Millionen ausgezahlt. Unter anderem wegen der enormen Schneemengen und Schneedruckschäden in Kärnten und Osttirol. 2020 schlugen die Unwetterschäden mit 74 Millionen Euro zu Buche.

Auch in Kärnten ist die Wiener Städtische, mit hierzulande 18,4 Prozent Marktanteil die Nummer zwei am Markt, auf Wachstumskurs. Jeder dritte Kärntner - 180.000 Menschen - ist bereits jetzt ihr Kunde. In der Schaden- und Unfallversicherung konnten die Prämieneinnahmen mit 36 Millionen Euro um 4,5 Prozent gesteigert werden. Auch die Krankenversicherung liegt mit einem Prämienvolumen von 9,9 Millionen Euro und einem Plus von 1,3 Prozent gut im Kurs, sagt Landesdirektor Ferdinand Bucher. Im ersten Quartal 2021 konnte das Prämienvolumen mit 61,3 Millionen Euro stabil gehalten werden. Das Thema Nachhaltigkeit werde laut Bucher immer wichtiger, weswegen die Wiener Städtische in Kärnten unter anderem den Verein "Klimaberg Katschberg" unerstützt und sich beim Umspannwerk Nord der Stadtwerke Klagenfurt an einem Public-Private-Partnership beteiligt hat. Außerdem fließt jeder zweite Prämieneuro bei Neuabschlüssen von fondsgebundenen Lebensversicherungen in nachhaltige Investments. Bucher: „Die Nachfrage auch mittels finanzieller Vorsorge zum Umweltgedanken beizutragen, ist stark gestiegen."