Der Handelsverband begrüßt die am Montag beschlossene erneute Verlängerung der Corona-Kurzarbeit. "Die heutige Entscheidung ist eine Standortsicherungsmaßnahme. Die heimischen Betriebe erhalten damit mehr Planungssicherheit und die Beschäftigten mehr  Arbeitsplatzsicherheit. Das Timing ist richtig, denn trotz positiver Konjunkturentwicklung ist die Einkommenserwartung der Österreicherinnen und Österreicher nach wie vor auf einem Tiefpunkt", sagt Handelsverband-Geschäftsführer Rainer Will.

Auch wenn die Verbraucherstimmung nun wieder so gut sei wie zuletzt im Sommer 2020, habe die Krise gravierende Auswirkungen auf den heimischen Arbeitsmarkt. "Darüber hinaus schleppen die Firmen einen großen Schuldenrucksack mit, daher kommt der Sicherung von Jobs eine entscheidende Bedeutung zu."

Handel für "Sicherungs-Bonus"

Der Handelsverband empfiehlt daher zusätzlich zum Instrument der Kurzarbeit die Schaffung eines "Arbeitsplatz-Sicherungsbonus" insbesondere für kleine und mittlere Unternehmen, um die negativen Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt "an der Wurzel zu bekämpfen". Will: "Jene Unternehmen, die nachweisen können, dass sie vor Corona gesund waren, sollten entsprechende Unterstützungsleistungen vom Staat erhalten, um Beschäftigungsverhältnisse, die auf der Kippe stehen, nachhaltig sichern zu können."

Grundsätzlich positiv sieht auch die wirtschaftsliberale Denkfabrik Agenda Austria die Einigung der Sozialpartner. "Es ist gut, dass nun im Sommer der Ausstieg aus der Kurzarbeit eingeleitet wird. Im Aufschwung sollte die Kurzarbeit weitgehend zurückgedreht werden, um die Erholung nicht zu bremsen. Dabei ist es in Ordnung, dass es Sonderregelungen für Branchen gibt, die noch erheblich unter den Auswirkungen der Pandemie leiden", heißt es in einer Stellungnahme. Und weiter: "Insgesamt muss sich das Aufsperren aber wieder auszahlen, genauso wie sich für Arbeitnehmer das Arbeiten in einer Normalarbeitszeit wieder auszahlen muss."

Agenda für mehr Arbeitsanreize

Allerdings übt die Agenda Kritik daran, dass "die Reform nicht genutzt wurde, um das Arbeiten wieder attraktiver zu gestalten. Die Ersatzraten bleiben unverändert. Damit macht es weiter keinen Unterschied, ob jemand 50 oder 20 Prozent der Arbeitszeit in Kurzarbeit ist. Dabei sollte so viel wie nötig, aber so wenig wie möglich die Kurzarbeit genutzt werden – ein solcher Anreiz fehlt leider im System." Auch, dass die Kurzarbeit bis Mitte 2022 "und damit insgesamt sehr lange laufen soll", sei nicht optimal. Die Agenda hätte sich hier einen schnelleren Ausstieg gewünscht.

Freude herrscht bei den WKÖ-Fachverbandsobleuten Robert Seeber (Tourismus), Susanne Kraus-Winkler (Hotellerie) und Mario Pulker (Gastronomie). Die Regelung sei für weiterhin von Corona besonders stark betroffene Branchen überlebenswichtig und helfe in anderen Bereichen, qualifizierte Mitarbeiter zu halten. Auch gebe es nun Planungssicherheit und die Chance auf einen raschen Neustart, wenn Reisen wieder möglich wird.

Die Industriellenvereinigung (IV) weist darauf hin, dass sich die Coronakrise auf einige Branchen weiter massiv auswirke. Die vorgeschlagene Lösung "kann und wird einen Beitrag dazu leisten, Arbeitsplätze zu sichern und Unternehmen gezielt zu unterstützen", schreibt IV-Präsident Georg Knill in einer Aussendung. Wichtig seien klare Rahmenbedingungen für Betriebe und Mitarbeiter. Neben dem Kampf gegen Jobverluste müsse es um Qualifizierung gehen.