Das Ringen um die Zukunft des von der Schließung bedrohten MAN-Standorts Steyr hat am Freitag zu einer neuerlichen Wendung geführt. Zunächst berichtete die Krone, dass Investor Siegfried Wolf, gegen dessen Übernahme zwei Drittel der Belegschaft Anfang April gestimmt hatten, sein Angebot nachbessern will. "Sag niemals nie" hatte der Unternehmer bereits am 8. April zur Kleinen Zeitung auf die Frage gesagt, ob das Thema für ihn nun endgültig erledigt ist.

Am Abend nahm Wolf selbst in der "Zeit im Bild 2" zu den Gerüchten Stellung und bestätigte diese. Er habe in den letzten Wochen "nur von Schließungsszenarien gehört". Das hätten sich die Mitarbeiter in Steyr "nicht verdient". In einer "großen Arbeit" hätte sich deswegen Wolf gemeinsam mit vielen politischen Vertretern "Gedanken gemacht", wie man "mehr Arbeitsplätze längerfristig erhalten könne".

1400 von 1900 Jobs sollen "gerettet" werden

Entwickelt wurden etwa ein Arbeitsstiftungsmodell für 150 Mitarbeiter und eine spezielle Form der Altersteilzeit. Insgesamt stellt Wolf damit die Rettung von 1400 Jobs in Aussicht, hinzu kommen noch 166 Lehrlinge. Mit dem ersten Angebot hatte Wolf noch die Rettung von 1250 der 1900 Arbeitsplätze in Aussicht gestellt. 

Er, so Wolf im ZiB2-Interview, sei jedenfalls "bereit" für ein weiteres Angebot. Die Raiffeisen Oberösterreich werde sich nun "beteiligen". "Wir werden gemeinsam auftreten", sagt der Investor. So sei auch das "Geld sichergestellt". Nun sollen Einzelgespräche folgen. Wolf will "mit jedem Mitarbeiter und jeder Mitarbeiterin reden".

MAN München: Derzeit wird nicht verhandelt

Aus der MAN-Konzernzentrale in München hieß es zuvor allerdings, derzeit werde nicht mit dem Ex-Magna-Chef verhandelt. Grundsätzlich hätten sich MAN und Wolf aber "auf eine Verlängerung der Exklusivität bereits Ende März und damit vor dem Mitarbeitervotum verständigt. Eine befristete Exklusivität wird in solchen Verkaufsprozessen üblicherweise vereinbart", hieß es weiter in der Stellungnahme. Das bisher kolportierte Ende jener Exklusivität mit Ende April habe demnach nicht gegeben.

MAN München hielt neuerlich fest, dass Wolf "als einziger Interessent ein industriell logisches und fundiertes Konzept für eine Nachnutzung des Standorts vorgelegt hat". Eine Nachbesserung gelte es jedoch mit den Arbeitnehmern zu besprechen.

Arbeiterbetriebsrat Helmut Emler wusste bis dahin auch noch nichts darüber, dass Wolf offenbar wieder im Rennen ist. Der Belegschaftsvertreter wiederum erklärte, dass die Geschäftsführung in Steyr bei den Verhandlungen über den Sozialplan mit Betriebsrat und Gewerkschaftsvertretern am Mittwoch zugestimmt habe, dass Nachnutzungskonzepte unter Beteiligung der Mitarbeiter möglich seien. Ex-SPÖ-Minister und jetziger Leiter der Abteilung der Sozialpolitik der Produktionsgewerkschaft PRO-GE, Alois Stöger, der mit am Verhandlungstisch von MAN sitzt, sei mit der Aufgabe betraut worden, Interessenten zu sichten, meinte Emler.

Stöger bestätigte, dass sich inzwischen rund eine Handvoll bei ihm gemeldet hätten - teils mit weniger, teils mit mehr ausformulierten Ideen. "Grundsätzlich sind wir natürlich weiter offen für Gespräche zu einer möglichen Nachnutzung des Werks mit Dritten", versicherte auch München. Allerdings: "Das Zeitfenster dazu schließt sich, wir setzen die Schließung des Standorts als derzeit einzige konkrete Option konsequent weiter um."

Vertrauliche Gespräche von weiterem Konsortium

Freitagnachmittag ging dann das Green-Mobility-Konsortium rund um den Linzer Unternehmer Karl Egger (KeKelit) aus der Deckung. Dessen Sprecher Gerald Ganzger teilte mit, "dass das Konsortium mit MAN München eine NDA - Non-Disclosure Agreement, Vertraulichkeitserklärung - zur Aufnahme weiterer Gespräche abgeschlossen hat". Gemeinsam mit dem Consulter Deloitte Wien werde an der Endausarbeitung eines Konzepts gearbeitet.

Es solle "nach Ablauf der Exklusivitätsfrist" nach München übermittelt werden. "Wir sind an den eingeleiteten konstruktiven, vertraulichen Gesprächen mit MAN sehr interessiert, um im Sinne der Belegschaft in Steyr und allen Stakeholdern ein besseres Ergebnis zu erzielen als bisher vorliegt", so Ganzger.