Herr Hermetter, Sie sind seit 35 Jahren in der Logistikbranche tätig. Was sind über die Jahre die größten Veränderungen?

KLAUS-MAXIMILIAN HERMETTER: Die größte Veränderung ist mit Sicherheit die umfassende Digitalisierung, die auch in der Logistikbranche Einzug gehalten hat. Die Mengen haben enorm zugenommen. Das Geschäft ist viel schneller geworden, die Effizienz und Produktivität sind gestiegen. Der digitale Wandel bietet enorme Chancen, unseren Kunden noch effizientere, maßgeschneiderte und schnellere Lösungen anzubieten.

Am Standort Klagenfurt, den Sie mitaufgebaut haben, wird gerade um fünf Millionen Euro eine neue, moderne Logistikhalle gebaut. Was kann sich der Kunde von dieser Investition erwarten?

HERMETTER: Mit der Erweiterung unseres Logistiklagers bekennen wir uns zum Standort. Bei der Errichtung haben wir zusätzlich zu aktuellen Sicherheitsstandards und modernster Technik ein Hauptaugenmerk auf das Thema Umweltschutz gelegt. So wird am Dach des Lagers eine Fotovoltaikanlage mit 180-Kilowatt-Peak errichtet, und der Standort an das Fernwärmenetz von Klagenfurt angeschlossen, was die CO2-Emission nachhaltig reduziert.

Klaus-Maximilian Hermetter leitet die Standorte von DB Schenker in Kärnten und der Steiermark
Klaus-Maximilian Hermetter leitet die Standorte von DB Schenker in Kärnten und der Steiermark © Schenker

Auch in Graz wurden 2017 25 Millionen Euro in ein neues Terminal investiert. Sind hier weitere Investitionen geplant?

HERMETTER: Wir wachsen sehr schnell in der Steiermark, haben eine Vollauslastung in unserem neuen Terminal, und betreiben derzeit viele Außenlager. Wir werden weiter in unsere Standorte investieren. Größere Investitionen hängen immer von den Entwicklungen unserer Kunden ab. Da bin ich für die Zukunft sehr optimistisch.

Wie sehr hat die aktuelle Pandemie die Logistikbranche im Griff? Mit welchen Problemen haben Sie zu kämpfen?

ALEXANDER WINTER: Die Corona-Pandemie stellt die ganze Branche vor neue Herausforderungen. Im Allgemeinen konnte der Warentransport in Europa aber gut aufrechterhalten werden. Obwohl es aufgrund von Grenzschließungen und Reisebeschränkungen teils zu Verzögerungen bei Lieferzeiten kam. Mit dem Hochfahren der Wirtschaft stabilisiert sich die Situation aber zunehmend, und wir hoffen, dass das so bleibt.

Gibt es Bereiche bei DB Schenker, in welchen die Pandemie Entwicklungen beschleunigt?

WINTER: Wir haben vielseitige Maßnahmen ergriffen und effiziente und innovative Lösungen entwickelt. So hat etwa DB Schenker Graz ein europaweites Pilotprojekt gestartet, das eine sichere Dokumentation der Warenzustellung bei Einhaltung des Corona-Abstandes ermöglicht. Wir nennen es unsere „No-Touch-Signatur“. Mithilfe dieser Innovation kann der Kunde die Dokumente zu seiner Lieferung am eigenen Smartphone aus bis zu drei Metern Entfernung unterzeichnen. Die IT-Lösung für den kontaktlosen "Proof of Delivery" (POD) ist in zwölf Sprachen verfügbar und wird bereits europaweit eingesetzt.

Alexander Winter ist Vorstand von DB Schenker in Österreich
Alexander Winter ist Vorstand von DB Schenker in Österreich © Schenker

Auf der einen Seite sind da neue Technologien und die Erwartungshaltung, dass die Transportleistung immer weiter steigt. Andererseits hat die Branche das große Thema mit den Emissionen. Ein Spagat?

WINTER: Nachhaltigkeit hat bei all unseren Aktivitäten einen zentralen Stellenwert. Denn als Vorreiter im Umweltschutz hat DB Schenker bereits zahlreiche Initiativen auf den Weg gebracht, um den CO2-Ausstoß trotz steigender Transportzahlen im Güterverkehr nachhaltig zu verringern und die Transportemissionen bis 2030 um 40 Prozent zu senken. Unter anderem mit der Erschließung innovativer Verkehrswege, der intelligenten Verknüpfung von unterschiedlichen Verkehrsträgern und dem gezielten Einsatz von E-Mobility-Lösungen und auch Lastenfahrrädern und emissionsfreien Klein-Lkw im urbanen Bereich.

CO2-freie Logistik – auch für die Standorte Steiermark und Kärnten ein Thema?

HERMETTER: Das ist seit vielen Jahren fix auf unserer Agenda. DB Schenker hat in Kärnten in der Vergangenheit bereits zahlreiche Initiativen im Bereich Grüne Logistik umgesetzt. 2015 wurden wir mit dem Energy Globe Award ausgezeichnet. 2016 wurde in Klagenfurt der erste Elektrotransporter für Lieferungen in der Innenstadt in Betrieb genommen. Und in Graz wollen wir in der Innenstadt in Kürze mit dem Transport mittels Cargo Bike starten.

In Anbetracht der fortschreitenden Digitalisierung und Automation – wie ändert sich die Rolle des Menschen in der Logistik 4.0?

WINTER: Im Zuge der Digitalisierung ändert sich vor allem die Rolle des Menschen und sein Aufgabenbereich. So konnten wir mit dem Einsatz von autonomen und fahrerlosen Gabelstaplern und Smart Picking Glasses für unsere Mitarbeiter in der Lagerlogistik richtungsweisende Änderungen setzen, die effizientere und präzisere Prozesse ermöglichen. Wir haben beispielsweise die Anwendung der Smart-Picking-Brille im Rahmen eines Pilotprojekts untersucht und konnten eine relevante Steigerung der Produktivität im Vergleich zum Einsatz bisheriger Handscanner aufzeigen.