„500 Schweizer Hotels suchen Käufer“ lautete jüngst eine Schlagzeile in einem Branchenmagazin. Die Coronakrise zwinge demnach Hunderte Schweizer Hoteliers zur Aufgabe. Auch in Deutschland bangen laut Hotel- und Gaststättenverband drei von vier Hotels und Restaurants um ihre Existenz.

Schweizer Experten schätzen, dass zehn Prozent der Hoteliersverkaufen oder aufhören wollen. "Nicht wegen Corona, sondern weil sie keinen Nachfolger finden, das Produkt nicht mehr wettbewerbsfähig ist oder die Immobilie anderweitig Verwendung findet", sagt Susanne Kraus-Winkler, Obfrau des Fachverbandes Hotellerie in der Wirtschaftskammer. Sie glaubt, dass der Prozentsatz in Österreich ähnlich hoch sei. Bei 14.000 aktiven Betrieben in der Hotellerie wären das 1400 Hoteliers, die verkaufen oder aufhören wollen. "Corona könnte dazu einen Anstoß geben." Spätestens 2021, Anfang 2022 dürfte bei vielen Betrieben "die Luft draußen sein".

Lage weniger angespannt

In Österreich ist die Lage dennoch weniger angespannt als etwa in der Schweiz, wo Hotels trotz Corona zwar geöffnet halten dürfen, allerdings bei gedämpfter Nachfrage. „Die Schweizer Hilfszahlungen sind nicht so hoch wie in Österreich“, so Kraus-Winkler. Wie kritisch die Lage eines Betriebes tatsächlich ist, hänge davon ab, ob dieser vom Eigentümer oder einem Betreiber geführt wird, so Kraus-Winkler. Betreiber kämpften vor allem in der Stadthotellerie oft darum, die Pacht aussetzen zu können. Betriebe mit hoher Schuldenlast sind auf den guten Willen der Banken angewiesen. Allein in Kärnten haben mehr als 800 Betriebe um Stundungen bei der ÖGK angesucht, davon zwei Drittel aus Gastronomie und Hotellerie. „Kritisch wird es für die, die schon vorher schwach waren“, warnt Kraus-Winkler. „Vieles hängt davon ab, ob es heuer einen Sommer gibt.“

"Noch wird nicht vermehrt der Hut draufgehauen"

„Wer kauft ein Stadthotel, wenn er weiß, dass eine Durststrecke von mehreren Jahren bevorsteht?“, fragt ÖHV-Sprecher Martin Stanits. Es gebe beide Sichtweisen - dass mehr Angebote am Markt sind, aber auch, dass vermehrt Investoren bei Hotelbetrieben anklopften. Die Entwicklung sei jedenfalls „sehr dynamisch“.  Noch würde nicht "vermehrt der Hut draufgehauen“.

Susanne Kraus-Winkler: "Die Schweizer Hilfszahlungen sind nicht so hoch wie in Österreich."
Susanne Kraus-Winkler: "Die Schweizer Hilfszahlungen sind nicht so hoch wie in Österreich." © WKO

"Befürchtungen gibt es in Wien"

Eine Situation wie in der Schweiz sei hierzulande „nicht in Sicht“, betont auch Alfred Grabner, Obmann der Fachgruppe Hotellerie in der Steiermark und Eigentümer des Sporthotels Grabner in Kapfenberg. "Es ist schon vorstellbar, dass es in der Stadthotellerie, die noch Jahre für eine Erholung brauchen wird, Interesse von Investoren gibt“, so Grabner.

Wobei es hier dann eher um eine Alternativnutzung von interessant gelegenen Immobilien gehe, „in Wien gibt es hier schon einige diesbezügliche Befürchtungen“. Die Steiermark sei in der Beherbergung indes von Familienbetrieben geprägt „und weniger von Investoren-bezogenen Projekten, es sind auch kaum steirische Hotels auf dem Markt, auch den ganz großen Verkaufsdruck sehe ich nicht“, sagt Grabner.

Angst vor Auslaufen der Stundungen wächst

Ähnlich schätzt Wolfgang Kuttnig, Tourismus-Geschäftsführer in der WK Kärnten, die Lage ein: „Noch sehen wir nicht, dass mehr Betriebe am Markt wären.“ Doch „die Angst vor dem Auslaufen der Stundungen wächst“. Unabhängig von Corona seien wegen des Fehlens einer Nachfolgelösung bzw. von Eigenkapital Hoteliers zum Aufgeben gezwungen. Dass solche Betrieben zu leicht verkaufbaren Appartements filetiert würden, sei keine ausgemachte Sache, schließlich sei das eine Frage der Widmung – und damit der Politik.

Die Situation verschärfen fehlende Mitarbeiter – Beschäftigte wechseln in Branchen, die nicht von Lockdown stillgelegt sind. Kraus-Winkler: „Solange Corona nicht voll im Griff ist, wird das Einfluss auf den Tourismus haben.“ Mit Öffnungen in den kommenden Wochen seit jedenfalls nicht zu rechnen, glaubt Stanits: „Ich würde nicht viel auf Ostern setzen. Pfingsten ist wohl das realistischste Szenario.“