Die rund 7000 Kärntner Lehrlinge sind vom Lockdown besonders hart betroffen. Als "im Lockdown vergessen" beschreibt sie die Arbeiterkammer Kärnten in einer Aussendung. 217 Lehrlinge wurden von der AK online befragt, um die Situation der Kärntner Lehrlinge zu erheben.

Veränderter Tagesrhythmus

Für 77 Prozent der Lehrlinge habe sich das Leben seit dem Lockdown demnach erheblich verändert. „Sieht man sich das Freizeitverhalten während des Lockdowns an, dann ist das besorgniserregend“, so Christoph Appé, Referatsleiter für Lehrlinge und Jugend in der AK und verweist auf die veränderten Gewohnheiten der Lehrlinge: 64,1 Prozent sahen vermehrt fern (Streaming), 65 Prozent verbrachten mehr Zeit mit Sozialen Medien und 52,5 Prozent kauften mehr online ein.

Mit 36 Prozent wurde auch mehr Zeit mit Computerspielen verbracht. 32,7 Prozent griffen mehr zum Alkohol und der Konsum von Zigaretten stieg laut Befragten auf 28,6 Prozent. Hinzu kommt ein veränderter Tagesrhythmus – 58 Prozent gehen später schlafen und stehen auch später auf. Sport hingegen wird nur von 31,4 Prozent der Lehrlinge regelmäßig betrieben.

„Die Folgen der Pandemie für Lehrlinge könnten im psychosozialen Bereich nicht schlimmer sein“, so Appé und verweist auf die Ergebnisse zu den Gemütszuständen der Lehrlinge: Kärntens Lehrlinge sind müder und antriebsloser, gereizter und aggressiver.

"Es ist eindeutig schwieriger als in der Schule"

95 Prozent der Lehrlinge hatten während des Lockdowns eine Fernlehre. Die Hälfte davon war mit „In den eigenen vier Wänden“-Schulbetrieb nicht zufrieden – „Nicht aus technischen Gründen, sondern weil keine Ruhe zum Lernen zu Hause herrschte und der Kontakt zu Lehrern und Mitschülern fehlte“, so Appé. Ein Drittel der Befragten hatte Probleme bei der Vermittlung des Lehrstoffes, da dieser alleine erarbeitet werden musste und sich für viele als schwierig herausstellte.

„Es ist eindeutig schwieriger als in der Schule, insbesondere in Mathematik, wie die Lehrlingsstudie zeigt“, sagte Appé. Die Lernmotivation hat sich bei jedem zweiten Lehrling verschlechtert und der Arbeitsaufwand ist größer geworden. „Das Distance Learning verursacht viel mehr Aufwand auf beiden Seiten. Schlechtere Schüler tun sich in dieser Situation besonders schwer, wohingegen gute Schüler diese sehr gut meistern“, betonte Appé. 77 Prozent der Lehrlinge beurteilten die schulische Organisation der Fernlehre jedoch als positiv, da der Stundenplan beibehalten und die Aufgaben zeitgerecht in das Kollaborationstool geladen wurden.