iese Übernahme darf getrost in die Kategorie „spektakulär“ eingereiht werden. Das 2011 gegründete steirische Softwareunternehmen „incubed IT“ mit Sitz in Hart bei Graz wird vom US-Telekomkonzern Verizon übernommen. Hinter der Hightech-Firma steht ein bemerkenswertes Gründerteam, das sich aus sieben Absolventen der TU Graz zusammensetzt und über die Minotaurus Holding bis zuletzt 70 Prozent der Anteile an der „Incubed IT GmbH“ gehalten hat, weitere 30 Prozent hielt das – ebenfalls in Hart bei Graz beheimatete – Intralogistikunternehmen Knapp AG.

Die Steirer haben eine Softwareplattform entwickelt, die frei navigierende Transportroboter (sogenannte „Shuttles“) völlig autonom im Raum steuern kann und in der Lage ist, Hindernissen dynamisch und situativ auszuweichen. Zusammengefunden haben sich die Gründer bereits 2004, als man erstmals ein TU-Team für den Robocup geformt hat. „Das Kernteam von damals, also diejenigen Teammitglieder, die für den Wettbewerb auch um drei Uhr in der früh noch gearbeitet haben, sind auch die Gründer des Unternehmens gewesen“, betont der Produktverantwortliche und Mitgründer Christoph Zehentner im Gespräch mit der Kleinen Zeitung. Die ersten Prototypen seien bereits 2007 entstanden, ergänzt Michael Reip, Head of Business Development. Die Übernahme soll in der ersten Jahreshälfte finalisiert werden, der Deal muss durch das Investitionskontrollgesetzes noch vom Wirtschaftsministerium abgesegnet werden.

Das siebenköpfige Gründer-Team von incubed IT
Das siebenköpfige Gründer-Team von incubed IT © atelierjungwirth.com/prontolux

Doch wie kam es dazu, dass der globale Riese Verizon in Hart bei Graz ein Unternehmen übernimmt? Verizon hat schon vor gut eineinhalb Jahren einen Strategieprozess gestartet, mit dem Ziel, sinnvolle Services für die 5G-Technologie aufzusetzen. Dabei wurde die mobile Robotik als eines jener zentralen Zukunftsfelder definiert – daraufhin wurden weltweit Dutzende Firmen analysiert. „Und wir waren da mitten drinnen“, so Zehentner. Im Juni des Vorjahres habe Verizon dann Kontakt mit den Steirern aufgenommen, „ganz unkompliziert über LinkedIn“, erinnert sich Reip. Man habe dann, nach unzähligen Meetings und Abstimmungen, Schritt für Schritt gemerkt, „dass die Visionen die gleichen sind, wir haben auf beiden Seiten erkannt, dass das passt, dann ist der Abschluss so eines Vertrags über Kontinente hinweg natürlich auch noch einmal ein Monsterding“. Aber am vergangenen Freitag erfolgten nun die finalen Unterschriften. „Hätte es nicht so gut gepasst, hätten wir es nicht gemacht“, so Zehentner.

Eigenständige Firma, Gründer bleiben an Bord

Konkret wird „incubed IT“ nun eine eigenständige Firma der „New Business Incubation“ von Verizon. „Es gibt ein ganz klares Bekenntnis zum Standort hier in der Steiermark und das Ziel, vom Technologieführer auch zum globalen Marktführer in diesem Bereich aufzusteigen.“
Noch heuer soll das Team mit weiteren Robotics- und IT-Spezialisten von 32 Mitarbeitern auf mehr als 60 verdoppelt werden. Von der Anziehungskraft ist man jedenfalls überzeugt, „wenn man unsere Roboter in der Halle sieht, erinnert das schon an einen Spielplatz für Erwachsene“, betonen die Gründer, die ebenfalls an Bord bleiben. „Nun werden wir unsere Erfolge und Fähigkeiten auf den Schultern von Verizon noch schneller ausbauen“, so CEO Stephan Gspandl. Der Deal, zum Kaufpreis wurde Stillschweigen vereinbart, unterstreiche „was wir erreicht haben, um uns an diesen Punkt zu bringen“.

© incubed IT

Auch bei Verizon wird die Übernahme in einer Aussendung als sehr bedeutend für die eigenen Wachstumspläne im 5G-Bereich hervorgehoben. Elise Neel, Vice President von Verizon New Business Incubation, betont: „Wenn wir die Fähigkeiten von incubed IT mit der Zuverlässigkeit, Reaktionsschnelligkeit und den enormen Möglichkeiten der 5G-Plattform von Verizon kombinieren, werden wir eine schnellere, kostengünstigere und effektivere Einführung der Roboterautomation für Unternehmen weltweit ermöglichen.“ Und der Verizon-Strategiechef untermauert die Wachstumsziele, die man mit der steirischen Neuerwerbung verfolgt: Man werde in der Lage sein, „Roboterautomatisierung im großen Maßstab zu betreiben“.

Die incubed IT hat bereits gut 75 Projekte mit mehr als 50 Kunden weltweit abgewickelt, die mehr als 300 autonomen Roboter sind in der Auto- und Flugzeugindustrie ebenfalls im Einsatz wie u. a. im Lebensmittelhandel und der Elektronikindustrie. Einer der zentralen Pluspunkte: Die Software kann einfach auf bestehende Hardware aufgesetzt werden, mehr als zehn Roboter-Plattformen seien bereits integriert worden. Die Lösung umfasst die Verwaltung, Steuerung und Optimierung der einzelnen Shuttles sowie die übergeordnete Koordination von gemischten Roboterflotten in industriellen Umgebungen. Diese Steuerungsintelligenz sei mittlerweile auf allen fünf Kontinenten in verschiedenen und ständig wachsenden Anwendungen im Einsatz, wird betont.