Das ist cool, das hat Mehrwert“ – so skizziert Lukas Grablowitz jene Geschäftsidee, die ihn gemeinsam mit Max Schell und Michael Pittner zum Unternehmensgründer gemacht hat. Das Trio hat sich mit der Virtual Room GmbH auf die Visualisierung von Räumen spezialisiert. Von Ausstellungen über Hörsäle oder Labors von Universitäten, Veranstaltungszentren bis hin zum Wohnungsmarkt reicht dabei das Spektrum, bei dem virtuelle Besichtigungen ermöglich werden. Eine Firmengründung im wirtschaftlich herausfordernden Coronajahr 2020 – gab es da Bedenken? „Bei uns war schon immer Unternehmergeist vorhanden, wir haben uns sogar gedacht, dass uns das mit unserem Angebot in die Karten spielt.“ In Zeiten, in denen Lockdowns vieles verhindern, „können wir dennoch ein Erlebnis schaffen, etwa durch den virtuellen Besuch einer Kunstausstellung“, sagt Grablowitz.

Virtual Room ist eines von 4487 Unternehmen (inklusive der selbstständigen Personenbetreuer waren es sogar 5918), die 2020 in der Steiermark neu gegründet worden sind. Das ist insofern bemerkenswert, als damit sogar das bisherige Rekordjahr 2019 um 2,4 Prozent übertrumpft werden konnte. „Damit haben sich durchschnittlich zwölf Steirerinnen und Steirer pro Tag selbstständig gemacht. Ein Schritt, der angesichts der herausfordernden Rahmenbedingungen größte Hochachtung verdient“, betont Wirtschaftskammer-Präsident Josef Herk. 

Michael Pittner,  Lukas Grablowitz und Max Schell von Virtual Room
Michael Pittner, Lukas Grablowitz und Max Schell von Virtual Room © Virtual Room

Wie herausfordernd diese Zeiten sind, wissen insbesondere Gastro-Unternehmer. Seit Mitte September zählen auch David Dolleschall und Vanessa Roi dazu, die in der Grazer Liebiggasse das Café „Das Liebig“ eröffnet haben und dabei auf ein ganz spezielles Konzept setzen. Aus den Erfahrungen, die sie selbst während ihrer Studienzeit als Angestellte in der Gastronomie gemacht haben, ist die Motivation gewachsen, zu zeigen, „wie Gastronomie, Ernährung und Klimafreundlichkeit ineinandergreifen können“, so Dolleschall. Losgelegt haben sie in einer Zeit, „in der sich alle in der Politik und Wirtschaft einig waren, dass es keinen zweiten Lockdown geben wird“. Bekanntlich ist es ganz anders gekommen, in der Gastronomie müssen die Betriebe seit 3. November (abgesehen von Liefer- und Abholservices) geschlossen halten. Natürlich habe man „lang und breit überlegt“, ob das die richtige Zeit für eine Gründung sei, „aber letztlich war die Überzeugung von unserem Konzept größer als die Angst“. Das Lokal sei aktuell „im Winterschlaf“, wie es Dolleschall nennt, „wir nutzen die Zeit, um unser Konzept und unsere Ideen nachzuschärfen und zu finalisieren“. Das Team sei erhalten geblieben, die Vorfreude auf den Neustart sei groß.

David Dolleschall und Vanessa Roi

Eine gehörige Portion Idealismus spielte auch bei der Gründung von Andreas Pucher eine Rolle. Gemeinsam mit Mario Langmann hat er 2020 in Lieboch den Glasfaserspezialisten SmartFiber GmbH gegründet. „Wir wollten beim Glasfaserausbau einfach etwas weiterbringen, niemand hat etwas gemacht“, betont Pucher. Von den damit einhergehenden Herausforderungen – von hohen Verlegekosten bis zu bürokratischen Hürden – habe man sich nicht abhalten lassen.

45.372 Gründungsberatungen bzw. -kontakte

Ein Gründungsrekord in Zeiten einer historisch tiefen Wirtschaftskrise, wie passt das zusammen? Bei den Motiven (Mehrfachnennungen) liegt nach wie vor der Wunsch, der eigene Chef zu sein, an der Spitze (70 Prozent), gefolgt von flexibler Zeit- und Lebensgestaltung (69,2 Prozent) und der Möglichkeit, Verantwortung in ein eigenes Unternehmen einzubringen (63,8 Prozent). 8,7 Prozent führen auch an, in die Selbstständigkeit „gedrängt“ worden zu sein, 4,3 Prozent sagen, dass ihnen der Schritt vom AMS geraten wurde.

Die steirische WK hat 2020 insgesamt 45.372 Gründungsberatungen bzw. -kontakte verbucht. „Der Trend zur nebenberuflichen Tätigkeit setzt sich weiter fort – sei es, um aus dem Hobby ein kleines Business zu machen oder um aus einer gesicherten Position heraus zu gründen“, so Michaela Steinwidder, Leiterin des WK-Gründerservice. Andere wiederum würden hauptberuflich den Schritt in die Selbstständigkeit wagen, so Steinwidder: „Natürlich gründen einige auch coronabedingt bzw. nutzten die Krise als Chance, um lang gehegte Ideen in die Tat umzusetzen.“