Dort, wo er herkommt, ist der höchste Berg 322 Meter hoch. Im ganzen Land gibt es insgesamt sechs Skilifte, Unwetterwarnungen wegen starker Schneefälle so gut wie nie. Die Niederlande sind kein klassisches „Schneekettenland“. Bei Rob Bekkers dreht sich dennoch seit April beruflich alles um dieses Winterutensil für Autofahrer. „Beutesteirer“ Bekkers ist nach Stationen bei Payer und TÜV Austria seit acht Monaten CEO der Traktions- und Sicherheitsketten-Sparte in der pewag-Gruppe. „Bei Schneeketten für Lkw und Pkw sind wir weltweit Nummer eins“, sagt er stolz. Mit rund 500 Mitarbeitern wurde zuletzt weltweit ein Umsatz von 70 Millionen Euro erwirtschaftet. Die im Stammwerk in Brückl (Bezirk Sankt Veit an der Glan) produzierten Ketten für Lkw machen dabei mit 47 Prozent den größeren Umsatzanteil aus. Die in Tschechien produzierten Pkw-Schneeketten liegen bei 38 Prozent (der Rest entfällt auf Ketten für Traktoren, Transport- und Forstmaschinen).
Hauptabsatzmärkte des von der Zentrale in Graz aus gelenkten Unternehmens sind neben dem Alpenraum auch Nordamerika (wo man in Colorado eine eigene Produktion betreibt) und Skandinavien. Gerade wurde nahe Oslo eine neue Vertriebsniederlassung für diesen lukrativen Raum eröffnet. Eine eigene Lagerlogistik soll den Absatz von allein in Norwegen schon bisher mehr als 300.000 Schneeketten weiter ankurbeln.

Patentierte Ratschen-Technologie

Für die besonderen Verhältnisse im hohen Norden (mehr Eis, weniger Schneeräumung) hat man sogar eigene, besonders robuste Schneeketten aus härterem Eisen und mit größerer Auflagefläche entwickelt. Für Automodelle weltweit, bei denen die Hersteller dem Trend zu immer engeren Radkästen folgen, hat man bei pewag in den vergangenen drei Jahren wiederum eine neue Montage-Technologie entwickelt. Die kürzlich auf den Markt gebrachten „servostar“-Ketten müssen nicht mehr über den Reifen bis auf die Innenseite gezogen werden, sondern werden nur auf die Laufflächen der Reifen aufgelegt. Mittels patentierter Ratschen-Technologie werden die Ketten dann an einer Radmutter festgeschraubt und mittels integrierten Seilzugs fixiert. Der Komfort hat freilich seinen Preis: Das innovative Modell kostet gut das Doppelte normaler Schneeketten.

Bekkers sieht aber großes Potenzial – trotz tendenziell schneeärmerer Winter und des Trends zu größeren Autos, Allradantrieb und SUV: Bergab seien solche Modelle auf rutschigen Schneefahrbahnen aufgrund ihres hohen Gewichts sogar im Nachteil – „da helfen Schneeketten“ (Bekkers). Und beim Schnee sei weniger die Gesamtmenge, sondern die Verteilung entscheidend. Die Häufung von lokalen Starkschnee-Ereignissen spiele der Branche da in die Hände. „Gibt es dann eine Schneekettenpflicht, gilt die für alle Autos.“