Dieses Duell wäre im Fußball einem Match um den Aufstieg in die Champions League vergleichbar. Es geht um die Aufnahme in den Olymp der 50 gewichtigsten börsenotierten Unternehmen der Euro-Zone. Der Münchner Halbleiterkonzern Infineon und der Essener Energiekonzern RWE liefern sich ein Kopf-an-Kopf-Rennen um den Aufstieg in den Euro Stoxx 50, den wichtigsten europäischen Aktienindex.

Im Fokus großer Anleger

Das ist jedenfalls erfreulich, denn noch stärker in den Fokus der internationalen Finanzmärkte rücken damit zwei Konzerne mit attraktiven österreichischen Töchtern - der Infineon Technologies Austria AG einerseits, sowie dem Energieversorger Kelag anderseits, bei dem die RWE mit rund 38 Prozent größte Aktionärin ist. Mit dem Sprung in den Euro Stoxx 50 steigt man nicht nur in eine Liga auf mit Schwergewichten wie Airbus, Siemens und Telfonica oder Anhäuser-Busch, BNP Paribas und Daimler. Man gerät vielmehr auch automatisch in mehr Portfolios großer internationaler Anleger.

Unilever scheidet aus

Das Vordringen in die Phalanx der Top 50 Europas von A wie adidas bis V wie VW wird möglich, weil die niederländische Unilever sowohl im Euro Stoxx 50 als auch mit seiner britischen Aktie im Stoxx 50 vertreten ist. Da die Aktionäre Zusammenlegung wünschten, soll Unilever aus dem Euro Stoxx 50 ausscheiden - mit allen Genehmigungen noch im November. Entsprechend soll der größte Nicht-Index-Titel nachrücken, und das seien Kopf-an-Kopf eben Infineon und RWE, wie deutsche Medien hin bis zur Frankfurter Allgemeinen Zeitung berichten.

Infineon und RWE auf dem Sprung
Infineon und RWE auf dem Sprung © Kleine Zeitung

Bewertungsverfahren

Sowohl RWE als auch Infineon, die beide auch harte Börsenzeiten erlebten, wiesen zuletzt konstante Kursentwicklungen auf, bei beiden ist der Kurs wieder über Vor-Corona-Wert gestiegen (siehe Grafik). Infineon war mit gestrigem Kurs von rund 27 Euro 34,35 Milliarden Euro wert, die RWE wog bei einem Kurs der Stammaktien von rund 33 Euro 22,67 Milliarden Euro. Im Aufnahmeverfahren wird nicht nur die Marktkapitalisierung bewertet, sondern auch Aktienstreuung und andere Faktoren.

Auch prestigereich

Für die RWE, wo man das Thema Ende November erwartet, wäre es eine Rückkehr in den Euro Stoxx 50, dem sie bis 2015 bereits angehörte, die CEO Rolf-Martin Schmitz zur grünen Ausrichtung des Energieriesen gewiss freuen würde. Für Infineon wäre es „ein weiteres Erfolgskapitel“, wie ein Konzernsprecher der Kleinen Zeitung erklärte. „Wir würden uns sehr freuen. Es wäre auch sehr prestigereich, weil wir der einzige Halbleiterhersteller im Euro Stoxx 50 wären.“