In der Coronakrise sind die Risikokosten zu einer bestimmenden Kennzahl für Banken geworden. Sie geben an, wie viel Geld die Banken schon vorsorglich zur Seite legen, um mögliche Kreditausfälle zu kompensieren. Die Erste Group hat in den ersten neun Monaten 2020 hierfür 870,1 Millionen Euro reserviert, das meiste davon wurde im zweiten Quartal zurückgelegt.

Man habe bei den Risikokosten "trotz einer weiterhin historisch niedrigen NPL-Quote (Gemeint sind "Non-Performing-Loans", also notleidende Kredite, Anm.) von 2,4 Prozent, einen vorausschauenden Ansatz umgesetzt und die zu erwartende Verschlechterung in der Kreditqualität schon jetzt so gut wie möglich berücksichtigt", heißt es im am Montag veröffentlichten Geschäftsbericht. Die Quote beläuft sich damit auf 70 Basispunkte des durchschnittlichen Bruttokreditbestandes und bleibt damit in der für das Gesamtjahr avisierten Bandbreite von 65 bis 80 Basispunkten.

"Ausmaß des Einbruchs nicht absehbar"

Der größte Teil der Risikovorsorgen wurde im zweiten Quartal mit 614 Millionen Euro zurückgelegt. Im dritten Quartal beliefen sich die Vorsorgen nur noch auf 195 Millionen Euro. Die hohen Risikokosten drücken heuer deutlich auf den Gewinn der Bank. Nach neun Monaten stand mit 637,1 Millionen Euro nur noch knapp halb so viel unterm Strich wie im Vorjahreszeitraum.

"Trotz einer Erholung im dritten Quartal ist das endgültige Ausmaß des wirtschaftlichen Einbruchs noch nicht absehbar", schreibt Bankchef Bernhard Spalt im Zwischenbericht an die Aktionäre. Für das kommende Jahr rechnet die Erste Group allerdings damit, dass die Risikokosten bereits wieder leicht rückläufig sein werden.

Operativ schlug sich die Coronakrise dagegen in einem leichten Kreditwachstum (Kundenkredite plus 2,6 Prozent auf 164,5 Milliarden Euro) nieder. Die Maßnahmen der Regierung in Reaktion auf den wirtschaftlichen Einbruch wegen der Corona-Pandemie - staatlich garantierte Kredite und Kreditmoratorien - haben diese Entwicklung unterstützt.

Erste von Commerzial-Bank-Aus nicht betroffen

Weiters stieg der Zinsüberschuss um 2,0 Prozent auf rund 3,6 Milliarden Euro. Der Provisionsüberschuss reduzierte sich dagegen um 2,4 Prozent auf 1,45 Milliarden Euro und das Betriebsergebnis ging um 3,2 Prozent auf 2,2 Milliarden Euro zurück. Die regulatorischen Kosten stiegen um 11,5 Prozent auf 294,2 Millionen Euro. Darunter fallen etwa Zahlungen wie Banken- und Transaktionssteuern sowie Zahlungen in Abwicklungsfonds und Einlagensicherungssysteme. Von der Pleite der Commerzialbank ist die Erste Group aber nicht betroffen, da sie gemeinsam mit den Sparkassen eine eigene Einlagensicherung unabhängig von den anderen heimischen Banken betreibt.

Die Kosten-Ertrags-Quote hat sich leicht verbessert und lag per Ende September bei 59,1 Prozent, nach 58,6 Prozent zum Ende des dritten Quartals 2019. Die Kapitalausstattung blieb mit einer harten Kernkapitalquote von 14,1 Prozent stabil. Die Erste Group liege damit über ihrem eigenen Zielwert von 13,5 Prozent sowie über der regulatorischen Mindestanforderung.

Mitarbeiterstand sinkt

"Eine starke Kapitalausstattung ist neben nachhaltiger Profitabilität deswegen so wichtig, weil sie die Grundvoraussetzung für die Ausschüttungsfähigkeit der Bank darstellt", hießt es im Zwischenbericht. Die Bank hält an ihrem Dividendenvorschlag für 2019 fest und will bei der Präsentation der Gesamtjahreszahlen im Februar 2021 auch eine Dividende für 2020 vorschlagen.

Die Erste Group beschäftigt derzeit 46.172 (31.12.2020: 47.284) Mitarbeiter. Der Rückgang sei vor allem der Auslagerung von Dienstleistungen im Bereich Geldtransport- und Verwaltung in Rumänien geschuldet, so die Bank.