Es ist der Albtraum aller Autofahrer: Man fährt bei einem stehenden Pkw vorbei und plötzlich fährt ein Kind auf einem Bobby-Car auf die Straße, das zuvor vom Wagen verdeckt wurde. Ist man in diesem Moment kurz unaufmerksam, passiert das Unglück. Genau für solche Situationen wurden Notbremsassistenten entwickelt, die in der Lage sind, schneller zu reagieren als Menschen. Sie sind heute in der EU bei allen Neuwagen Vorschrift.

Für die Autohersteller ist das ein gewisses Risiko. Denn sobald das Auto selbstständig bremst, ist nicht mehr der Fahrer für etwaige Folgeschäden verantwortlich, sondern der Hersteller. Umso wichtiger ist, dass die Systeme wirklich nur im Notfall reagieren. Dazu ist es nötig, dass diese Systeme zuverlässig Menschen von Tieren und Bäumen oder Steinen unterscheiden können.

Was hier trivial klingt, ist technisch kniffelig. Genau hier hat die 4a technology aus Traboch bei Leoben ihre Nische entdeckt. Eigentlich hat sich das Unternehmen auf Kunststoff-Leichtbaulösungen spezialisiert und stellt unter anderem dünne Membranen für Lautsprecher und Mikrofone in Smartphones her. Und auch an speziellen Gehäusen für 5G-Antennen wird hier getüftelt.

Durch eigene Fertigungsverfahren kann das Unternehmen seine Kunststoffe aber so fertigen, dass Sensoren gewisse Eigenschaften vorgetäuscht werden. Ein Kunststoff-Dummy sieht für Computer oder Sensoralgorithmen dann aus wie ein Mensch.

Und so hat 4a technology inzwischen zahlreiche Dummys entwickelt, um Notbremsassistenten zu trainieren – vom Fahrradfahrer über Rehe bis zu Bäumen. Und selbst mitten in der Coronakrise wächst das Unternehmen. „Auch wenn die Automobilhersteller sparen, bei den Sicherheitssystemen wird weiter investiert“, erklärt 4a-Eigentümer Reinhard Hafellner. Zu den Kunden gehören große Konzerne wie BMW, Volkswagen, Daimler, Toyota oder Hyundai. Und auch Testunternehmen wie der ADAC setzen auf die Dummys von 4a.

Teststrecke wurde ausgebaut, um mehr Unfallszenarios zu simulieren

Bisher wurden die Dummys direkt an die Hersteller verkauft. Doch nun hat das Unternehmen die eigene Teststrecke verlängert. „Wir vermieten unsere Systeme auch an kleinere Firmen und Start-ups für zertifizierte Tests. Die Plattformen, auf welche die Dummys montiert werden, sind bis zu 100 km/h schnell“, sagt Martin Fritz, verantwortlich für den Geschäftsbereich mit den Testsystemen und Dummys. So könne ein Unfallszenario mit einem Motorrad erst am Computer simuliert und dann in Realität getestet werden.

"Jährlich um rund zehn Prozent gewachsen"

Einen Schub erhofft man sich durch Lkw-Abbiegeassistenten. „Da unsere Dummys so stabil sind, dass man sie auch mit dem Lkw umfahren kann, waren wir schon bei den Vorbereitungen eingebunden.“ Dabei hat sich gezeigt, dass bereits eine kleine Warnung viel bewirken kann. „Für die Fahrer ist wichtig, dass es wirklich keine Fehlalarme gibt“, sagt Fritz.

Diese Systeme stehen erst relativ am Anfang, daher rechnet das Unternehmen mit weiterem Wachstum. „Bisher ist unser Mitarbeiterstand jährlich um rund zehn Prozent gewachsen“, sagt Hafellner. Dieses Wachstum soll beibehalten werden.