Undichte Duschen, Kratzer im neuen Boden oder gar ein gänzlich falsch eingebautes Fenster. Was für manch einen großen Ärger bedeutet, ist für Wolfgang Ebner und Gerhard Stefan essenzieller Teil des eigenen Unternehmens.

Mit „Hermann Hilft“ haben die beiden Grazer heuer eine Online-Vermittlungsplattform für Bausachverständige ins Leben gerufen. Wie das Geschäftsmodell funktioniert? Ansprechen will man in erster Linie Käufer von neuen Eigentumswohnungen, die bautechnische Mängel selbst nicht erkennen. Das einfache – rechtlich nicht zwingende – Hinzuziehen eines Sachverständigen, so die Idee von „Hermann Hilft“, soll garantieren, dass die neue Wohnung tatsächlich und wie von Bauträgern versichert „mangelfrei“ übernommen wird. Die Sachverständigen selbst wiederum, knapp 40 haben Stefan & Co. bereits gelistet, ködert „Hermann Hilft“ mit einer eigens entwickelten App und einem hohen Grad an Automatisierung.

Geschäftsmodell basiert auf Vermittlung

So sind etwa Termin, Wohnungsgröße oder Anfahrtsplan bei Auftragsannahme bereits hinterlegt, das Begutachtungsprotokoll wird im Anschluss an die Besichtigung automatisch finalisiert und an den Kunden versandt. Bei jeder gelungenen Vermittlung verdient „Hermann Hilft“ mit, trotzdem versprechen die Jungunternehmer den Kunden eine „Preisersparnis von bis zu 50 Prozent der Kosten“. Angeboten werden Fixpreise, bei einer 100-Quadratmeter-Wohnung fallen laut Gerhard Stefan etwa 564 Euro an.

Ob dadurch nicht das eigentliche Geschäft der Sachverständigen abgegraben wird und gar so etwas wie Lohndumping mit modernem Antlitz entsteht? Stefan, ein gebürtiger Osttiroler, der in Graz Bauingenieurwissenschaften studierte und 2014 die Baumeisterprüfung ablegte, verneint im Gespräch mit der Kleinen Zeitung vehement. Es sei viel mehr eine vergleichsweise einfache „Form des Zuverdiensts“ für Sachverständige, die sich etwa dank der Funktionalität der App den Weg zurück ins Büro sparen, um dort das Protokoll oder die Rechnung zu schreiben.

Wie es sich mit der Nachfrage nach „Hermann Hilft“ verhält? „Mehr als 100 Begutachtungen“, erzählt Gerhard Stefan, wurden heuer bereits fixiert und finalisiert. Und selbst in den schwierigen Corona-Wochen hätte es zusätzlich knapp „200 Anfragen gegebene“. Abgedeckt wird durch die Plattform zurzeit die gesamte Steiermark und ganz Wien. Schon bis Ende des Jahres will das steirische Unternehmen „ganz Österreich“ bedienen.